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07.05

Fakten gegen Fakes: Lokaljournalisten als Botschafter für die Pressefreiheit

von Marie-Luise Orendi unter Medienkompetenz Netzwelt Radio

Wie glaubwürdig sind unsere Medien? Zu welchem Anlass ließe sich das in bayerischen Schulen besser erklären als am Tag der internationalen Pressefreiheit? Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit hat deshalb am 3. Mai 2019 in Kooperation mit der BLM und Medienpartnern wie dem BR und der SZ einen bayernweiten Aktionstag an den Schulen veranstaltet. Medienprofis sprachen mit den Schülern über das Thema  „Fakten gegen Fakes – Wie glaubwürdig sind unsere Medien?“.

Rund 180 Schulen in Bayern beteiligten sich am Schülermedientag. Für die BLM waren Lokaljournalisten der Bayernwelle, Radio Primaton und RSA Radio an Schulen in ihrer Region unterwegs. Blmplus hat sie nach ihren Eindrücken gefragt.

Medienkompetenz und Medienethik sollten auf den Stundenplan

Dietmar Nagelmüller von der Bayernwelle, Foto: Bayernwelle Südost

Dietmar Nagelmüller, Geschäftsführer und Programmchef der Bayernwelle Südost in Freilassing, war an der Grund- und Mittelschule in Schnaitsee und findet, es braucht mehr Aufklärung und Begleitung der Schüler, wenn es um „Fake News“ geht.

„Ich glaube, die noch ziemlich jungen Schüler zwischen zehn und zwölf Jahren waren sich gar nicht so wirklich bewusst, was für einen Schaden bzw. was für Folgen die Veröffentlichung von ‚Fake News‘ haben kann. Meiner Meinung nach unterschätzen Kinder und Jugendliche mehr und mehr die Gefahren, die im Netz lauern bzw. sie sind noch nicht in der Lage, ganz alleine zu differenzieren, was ‚fake‘ ist und was nicht, geschweige denn machen sie sich selbstständig darüber Gedanken. Es waren ein paar Schüler dabei, die selbst schon negative Erfahrungen mit Fake News gemacht haben und entsprechend reagiert haben. In der Masse sind die Kids aber längst noch nicht aufgeklärt. Ich glaube tatsächlich, dass es im Stundenplan Unterricht geben sollte, der sich explizit mit Social Media, Medienethik und Medienkompetenz etc. beschäftigt. Ich fürchte nur, dass es zu wenig Pädagogen gibt.“

Lokalen Medien kann man vertrauen

Katja Ilnizki von der Bayernwelle in Trostberg, Foto: Realschule Trostberg

Katja Ilnizki, Redaktionsleiterin der Bayernwelle, besuchte die Realschule in Trostberg. Sie war erstaunt darüber, dass die Schüler schon ein gutes Gefühl für „Fake News“ hatten, aber das sollte man weiter schulen und ausbauen.

„Was sind eigentlich Fake News und Filterblasen? Was hat Donald Trump mit all dem zu tun und welche Gefahren bringt auch das superschnelle 5G-Internet mit sich? Fast zwei Stunden habe ich mit sehr interessierten Schülern der 9. und 10. Klasse der Realschule Trostberg diskutiert und wir haben Erfahrungen und Meinungen dazu ausgetauscht. Eine Botschaft lag mir besonders am Herzen: Lokale und regionale Medien sind nicht weniger vertrauenswürdig, nur weil sie auf den ersten Blick manchmal etwas „uncool“ erscheinen. Als Lokaljournalisten sind wir am Geschehen direkt dran und haben eine starke Bindung und Verantwortung unseren Hörern und Lesern gegenüber. Wir sind greifbar und verstecken uns nicht in der Anonymität. Das haben die Schüler, glaube ich, auch so gesehen. Der Schülermedientag ist sehr wichtig um aufzuklären. Ich hatte viel Spaß und war erstaunt, wie kritisch Schüler hinterfragen, was sie konsumieren. Mein Fazit: Ein Grundverständnis der Schüler für „Fake News“ ist da – es darf und muss aber noch besser geschult werden.“

Was in sozialen Netzwerken steht, kann man nicht immer glauben

Felix Straube in Stadtlauringen. Foto: Friedrich-Rückert-Mittelschule

Felix Straube, Programmleiter von Radio Primaton und Radio Hashtag+ in Schweinfurt, war an der Friedrich-Rückert-Grund- und Mittelschule in Stadtlauringen und verblüffte die Schüler der 5. bis 9. Klasse mit Studien zum Thema „Fake News“.

„Wie kann ich Fake News erkennen? Und warum gibt es sie überhaupt? Besonders die jüngeren Schüler interessierte das Thema Fake News aufgrund des in den letzten Wochen häufig diskutierten WhatsApp-Kettenbriefs mit der Gruselfigur „Momo“ sehr. Aus Sicht der Schüler fällt „Momo“ auch in die Kategorie Fake-News. Interessant waren auch die Aussagen, warum die Schüler den Medien wenig bis keine Glaubwürdigkeit mehr schenken. Die meisten gingen davon aus, dass Fake-News am häufigsten durch private Radiosender und werbefinanzierte Medienverlage verbreitet werden, „um noch mehr Geld zu verdienen“. Nach einer kurzen Diskussion, Aufklärung und späterer Präsentation einiger Studien, waren die Schüler verblüfft, dass solche Falschnachrichten tatsächlich am häufigsten in den sozialen Netzwerken auftauchen, und, das hat die Schüler am meisten überrascht, sogar unbewusst von einem selbst verbreitet werden. Als toll empfand ich, dass sich generell alle Schüler klassenübergreifend bereits mit dem Thema Fake-News und der Glaubwürdigkeit der Medien befasst hatten und, so hoffe ich, mit einem neuen Blickwinkel und neuen Eindrücken den Medien Radio, TV und Zeitung eine „neue Chance“ geben werden. Gleichzeitig freue ich mich, dass alle Schüler am Ende des Schülermedientages zu dem Entschluss gekommen sind, auch in den sozialen Netzwerken „nicht immer alles zu glauben, was dort steht“ und gleichzeitig anhand einer Checkliste relativ schnell erkennen können: „Was ist fake und was nicht“.“

Fake News erkennen und richtig handeln

Julia Buchmair in Kaufbeuren. Foto: Staatl. Berufsschule Kaufbeuren

Julia Buchmaier, Morningshow-Moderatorin bei RSA Radio in Kempten, motivierte die Schüler an der Staatlichen Berufsschule Kaufbeuren, selbst aktiv zu werden, um „Fake News“ nicht weiter zu verbreiten.

„Für mich war es eine sehr schöne Erfahrung, dass die Schüler an der Berufsschule schon jetzt oft intuitiv richtig auf „Fake News“ reagieren – selber weiter recherchieren und zum Beispiel auch andere Quellen checken. Die allermeisten haben mir erzählt, dass sie noch nicht bewusst in Kontakt mit Fake News gekommen sind. Aber genau deswegen sind solche Aktionstage wie der Schülermedientag wahnsinnig wichtig. So bekommen die Schüler eine bessere Vorstellung von dem Thema und haben jetzt eine kleine Checkliste im Kopf, um „Fake News“ in Zukunft richtig einschätzen zu können und vor allem aktiv zu werden und zu enttarnen. Da reicht schon ein korrigierender Kommentar. Dass nach wie vor der Großteil der Jugendlichen von 17 bis 20 Jahren viel Radio hört und sich für die Branche, die Ausbildung und die Arbeit hinter den Radiokulissen interessiert, war natürlich schön für mich zu hören.“

Keine Fake News: Schüler hören immer noch gerne Lokalradio

Christoph Rothe von RSA Radio, Foto: RSA Kempten

Christoph Rothe, Programmchef bei RSA Radio in Kempten, besuchte die Mittelschule Sonthofen und freute sich über das große Interesse der Schüler am Thema und noch mehr darüber, dass alle noch gerne Radio hören.

„Es war ein super Tag mit vielen neugierigen Schülern, denen anzumerken war, dass das Thema Fake News durchaus präsent bei ihnen ist und sie auch selbst schon mitbekommen, wo und wie Fake News verbreitet werden. Am spannendsten fand ich, dass sich die Schüler auch mit dem internationalen Bereich der Fake News beschäftigen – so haben sie mich zum Beispiel gefragt, was ich von den Fake News-Diskussionen rund um US-Präsident Donald Trump halte. Auch bestand ein großes Interesse daran, wie man Fake News verhindern kann und wie diese eigentlich geahndet und richtiggestellt werden. Zudem gab es auch ein großes Interesse am  Medium Radio selbst. Wie funktioniert das eigentlich hinter den Kulissen, was macht man als Mitarbeiter beim Radio und wie sind die Voraussetzungen, dort arbeiten zu können? Es war schön zu hören, dass das Interesse an unserem Medium bei den jungen Leuten definitiv immer noch vorhanden ist.“

 

Weitere Informationen:

Die BLM bietet Lehrern, Schülern und Eltern vielfältige Informationen und Projekte zum Thema Medienkompetenz, zu denen u.a. auch die aktive Medienarbeit gehört. So ist die Beteiligung am Schülermedientag zum Beispiel auf Initiative des BLM-Projekts „Mach Dein Radio“ entstanden, einer Plattform für kreative Radioprojekte von Schulen und radiointeressierten Bürgern aus Bayern.

 

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