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30.10

„Wir möchten Serien aus der ganzen Welt zeigen“ Malko Solf über das Seriencamp im Interview

von Lisa Priller Gebhardt unter TV

Vom 9. bis 11. November findet zum vierten Mal das Festival „Seriencamp“ in München statt. Dort werden neue, meist in Deutschland noch nicht gezeigte TV-Produktionen vorgestellt. Malko Solf ist Gründer und Organisator des dreitägigen Events, das inzwischen weit über die Grenzen des Medienstandorts Bayern hinaus bekannt ist und jedes Jahr mehr als 5.000 Besucher in die Hauptstadt lockt.

„Wichtig ist uns eine gute Mischung“ Malko Solf über die Auswahl der Serien

Malko Solf, Gründer des Seriencamps, ist selbst Serienjunkie.

Das Sichten und Sortieren der Serien läuft auf Hochtouren, aber der 41-Jährige nimmt sich Zeit für einen Kaffee. Wir treffen uns in der HFF am Bernd-Eichinger-Platz, dem Veranstaltungsort des Seriencamps.

Herr Solf, sind Sie selbst Serienjunkie?

Selbstverständlich! Bei der Fülle von Stoffen, die wir sichten, wäre das anders auch gar nicht machbar. Wir haben jedes Jahr ungefähr 150 Serien zur Auswahl, von denen wir letztlich die besten 30 bis 35 zeigen. Außerdem kuratieren meine Kollegen und ich auch noch Stoffe für das Filmfest. Da kommt schon eine Menge zusammen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich früher viel mehr gesehen habe. Ich bin inzwischen verheiratet und zweifacher Familienvater, da teilt man sich die Zeit automatisch anders ein.

„Natürlich gibt es Qualitätsfaktoren, die für eine Serie sprechen“

Wie finden Sie die Perlen für das Veranstaltungsprogramm?

Zu Beginn waren wir vor allem mit den Sendern im Gespräch, dann zusätzlich mit Vertrieben und inzwischen haben wir sehr gute Kontakte direkt zu den Produzenten und Autoren. Das heißt, wir sitzen also an der Quelle. Außerdem fahren wir auf Messen, wie zum Beispiel auf die MIPTV in Cannes, und verschaffen uns dort einen Gesamtüberblick.

Nach welchen Kriterien wählen Sie aus?

Da es vorkommt, dass wir eine Serie in die engere Auswahl nehmen, die noch nicht fertiggestellt wurde, ist es ganz wichtig, dass uns der Pitch, also die Kurzbeschreibung, überzeugt. Denn oft können wir die Serien nur über wenig Information an unsere Besucher „verkaufen“. Natürlich gibt es auch Qualitätsfaktoren, die für eine Serie sprechen, wie zum Beispiel der Autor oder die Produktionsfirma. Da weiß man schon, ob die Umsetzung ein gewisses Level hat. Wichtig ist uns auch eine gute Mischung der Genres wie Comedy, Crime, Drama oder Nonfiction und eine Vielfalt der Herstellungsländer. Wir möchten Serien aus der ganzen Welt zeigen.

„Offenbar erkennen die Besucher auch den Wert so einer Veranstaltung“

Wie entstand die Idee zum Seriencamp?

Wir haben die Idee aus einer Agentur heraus entwickelt. Meine Kollegen und ich haben zusammen ein Textbüro betrieben und überwiegend für Entertainmentmagazine geschrieben. Das private und berufliche Interesse war immer da. Irgendwann haben wir ein Festival-Konzept geschrieben und als der Serienboom dann 2014 breitere Kreise gezogen hat und auch Netflix und Amazon Prime an den Start gingen, haben wir 2015 losgelegt.

Das Festival ist kostenlos. Warum?

Zum einen ist eine Linzenzproblematik, zum anderen ist das Festival eine Präsentationsfläche für die Sender, die dort ihre neuen Produktionen vorstellen können. Eintritt hierfür wollen wir deshalb nicht verlangen. Aber lustig, das werden wir immer wieder gefragt. Offenbar erkennen die Besucher auch den Wert so einer Veranstaltung.

Wie finanzieren Sie sich?

In erster Linie über Sponsoren, aber auch durch etwas Förderung z.B. des FFF Bayern. Hier würden wir uns, ganz nebenbei bemerkt, über mehr Unterstützung durch Stadt und Land freuen. Außerdem entwickeln wir rund um das Seriencamp weitere Veranstaltungen, die kostenpflichtig sind. Wie beispielsweise die im Vorfeld stattfindende Fachkonferenz, die SERIENCAMP CONFERENCE. Inzwischen kommen Filmschaffende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, um sich hier über neueste Trends zu informieren und sich auszutauschen. Im Rahmen der Conference wird Anfang November zum ersten Mal auch ein Pre-Production Market, der STORY EXCHANGE, im Isarforum stattfinden.

„Die gute Anbindung in München ist ein echter Pluspunkt“

Das müssen Sie erklären!

Das ist wie eine Matchmaking-Konferenz. Es treffen sich Autoren, die Stoffe entwickelt haben und Sender oder große Produktionsfirmen, die solche suchen. Wie im Speed-Dating können sich beide Seiten in 10-Minuten-Meetings austauschen.

Warum haben Sie gerade München als Standort für das Serienevent ausgewählt?

Zum einen, weil wir alle selbst aus München kommen und den Medienstandort kennen. Für solch ein Event sind Top-Kenntnisse der Lokalität extrem wichtig. Wir sind in München gut vernetzt, auch, was die Veranstaltungsorte sowie die Gastronomie betrifft. Außerdem gibt es für Medienschaffende bundesweit inzwischen ein großes Angebot an Veranstaltungen in diesem Bereich. Da ist die gute Anbindung ein echter Plus-Punkt, denn häufig verbinden die Fachleute unseren Event mit Terminen und Meetings bei den Sendern und Produzenten in München und Unterföhring. Aus all diesen Gründen haben wir dieses Jahr auch zum ersten den Storytelling-Kongress „Plot“ veranstaltet.

 

Und jetzt heißt es für Malko Solf weiter – zahlreiche organisatorische Aufgaben warten noch auf ihn. Der Countdown zum Festival läuft.

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