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28.11

„Die Leute freuen sich, wenn sie ihre Moderatorin erkennen“ – Elke Schneiderbanger im Gespräch

von Lisa Priller Gebhardt unter Radio TV

Elke Schneiderbanger ist Geschäftsführerin der ARD-Werbung Sales & Services, AS&S, und verantwortet die Werbezeitenvermarktung der öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosender sowie einiger privater Radiostationen. Mit Blmplus sprach sie über ihren beruflichen Werdegang und die Rolle der lokalen Medien. Nach Hannes Ringlstetter und Ralph Fürther ist das Portrait von Elke Schneiderbanger nun das dritte Beispiel für Radio- oder Fernsehprominenz, deren journalistische Wurzeln in der lokalen Medienlandschaft Bayerns liegen.

„Berufliche Heimat im Journalismus und das Herz im Radio“

Die gelernte Journalistin hat beim Obermain Tagblatt in Lichtenfels volontiert und war später als Moderatorin und auch Chefredakteurin bei lokalen und landesweiten Hörfunksendern in Bayern tätig, darunter Radio Charivari in Nürnberg und Antenne Bayern. Von 1990 bis 1996 hat sie verschiedene Formate im Fernsehen moderiert. Im Februar 1993 befragte sie beispielsweise in der Sat.1-Sendung „Zur Sache, Kanzler“ gemeinsam mit dem Ex-Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, den damaligen Bundeskanzler.

Elke Schneiderbanger

„Wir Volontäre waren Mädchen für alles“ Elke Schneiderbanger / Foto: ARD

Pflichttermin für die Managerin: Die 31. Medientage in München – dort soll auch das Interview für das Blog Blmplus der BLM stattfinden. Doch da es auf der Messe für ein ungestörtes Gespräch zu quirlig zugeht, plant Schneiderbanger kurzerhand um – Ortswechsel. Sie dirigiert das Taxi zu ihrem Hotel im Münchner Westen. Zeit für ein Gespräch auf der Dachterrasse, ehe es später zur Nacht der Medien im Haus der Kunst weitergeht.

„Ich habe über 50 Bewerbungen geschrieben und kein einziges positives Feedback erhalten“

Frau Schneiderbanger, wussten Sie schon als Schülerin, dass Sie „was mit Medien“ machen wollen?

Nein, gar nicht. Da meine Eltern ein Möbelgeschäft hatten, schien es eine gute Wahl, nach dem Abitur Innenarchitektur zu studieren. Es stellte sich aber bald heraus, dass mir das räumliche Sehen fehlt. Da ich in Deutsch immer eine Eins hatte, lag der Gedanke, einen schreibenden Beruf zu erlernen, nah. Aber das war schwerer als gedacht.

Warum?

Ich habe über 50 Bewerbungen geschrieben und kein einziges positives Feedback erhalten. Als ich mit meiner Mutter beim Einkaufen war, sind wir an der Redaktion des Obermain Tagblatts vorbeigekommen. Auf ihr Drängen hin bin ich rein und hab nach einem Volontariat gefragt. Leider wurde der Platz kurz zuvor an eine andere Abiturientin vergeben. Doch wenig später erhielt ich einen Anruf. Ich könne anfangen, das Mädchen hatte die Stelle nicht angetreten.

„Als Fernsehmoderatorin wird man behandelt, als wäre man grade eben vom Himmel herabgestiegen“

Obermain Tagblatt in Lichtenfels – das klingt nach harter Schule.

Ja, das stimmt. Der Verleger war ein Mann von altem Schrot und Korn. Und wir Volontäre waren dort Mädchen für alles. Neben dem Recherchieren und Schreiben musste man auch selbst fotografieren und dann die Abzüge in der Dunkelkammer selbst entwickeln. Um zusätzlich Geld zu sparen, mussten wir beispielsweise manchmal sogar Beilagen in die Zeitungen einlegen. Ein mühsames Geschäft.

Nach Ihrem Print-Volontariat sind Sie gleich zum Radio gegangen. Was hat Sie damals gereizt?

Ich fand das Schreiben toll, habe aber schnell gemerkt, dass man mit dem Reden am Ende doch auch bessere Entwicklungsperspektiven hat. Keine endlosen Recherchen, sondern Mikro an und los geht’s. Man wird erkannt, die Leute freuen sich, wenn sie ihre Moderatorin erkennen. Beim Fernsehen ist es noch extremer. Man wird mitunter behandelt, als wäre man grade eben vom Himmel herabgestiegen. Das ist doch auch der Grund, warum Moderatoren wie Thomas Gottschalk so schwer davon lassen können.

„Ich verschwand quasi in der Namenlosigkeit“

Sie sind wahrscheinlich die einzige Frau in einer Führungsposition im öffentlich-rechtlichen Kosmos, die einen eigenen Eintrag in der amerikanischen Filmdatenbank imbd hat. Da steht: „Elke Schneiderbanger is an actress known for Wunder Bar (1995) and Der große Preis (1974)“.

Huch, ist das so?! Tatsächlich habe ich während meiner Zeit bei Antenne Bayern eine Weile das Rundschau-Magazin des BR moderiert. Auch für Sat.1 sowie das ZDF stand ich vor der Kamera. Es war durch die doppelte Belastung eine aufreibende Zeit. Ein Jahr lang war ich z.B. von Montag bis Freitag bei Antenne Bayern als Chefredakteurin im Sender, bin dann zur Aufzeichnung von „alSo Politik zum Mitreden“ für Sat.1 nach Hamburg geflogen und am Sonntag ging‘s wieder zurück nach München.

Der Wechsel nach Oberhausen zu Radio NRW 1996 klingt nach einem harten Cut.

Ja, das stimmt. Ich verschwand quasi in der Namenlosigkeit. Da war nichts mehr mit VIP-Bereich und Scampi in Schloss Nymphenburg, sondern da hieß es Mettbrötchen am Barmer Bahnhof. Doch der Job hatte ganz fraglos seinen Reiz. Ich war schon immer zahlenaffin, habe bereits bei Antenne Bayern Budgetverantwortung übernommen und hatte Spaß an Mitarbeiterführung.

„Man sollte ein Fach nach Neigung studieren und die journalistische Ausbildung kommt dann on Top“

Was würden Sie jungen Menschen raten, die heute in den Journalismus drängen?

Auf jeden Fall nichts mit Medien zu studieren. Viel sinnvoller ist es, erst einmal – je nach Neigung – ein Fach zu studieren, ganz egal ob Jura oder Orientalistik. Die journalistische Ausbildung kommt dann on Top. So kann man immer noch auf ein abgeschlossenes Studium zurückgreifen, wenn es in der Medienbranche nicht dauerhaft klappt.

Sie haben Ihre ersten journalistischen Schritte bei einer sehr kleinen Redaktion gemacht. Würden Sie das wieder tun?

Auf jeden Fall, denn zum einen lernt man den Journalismus von der Pike auf und zum anderen ist man dort ganz nah an den Menschen dran. Man bekommt sehr viel mit von ihren Sorgen und Ängsten, aber auch von ihren Wünschen und Erfolgen.

„Die Elke ist unsere Mittelstandswaffe“

Bei Hausbesuchen von Jubilaren oder bei der Aufnahme der Todesanzeigen, lernt man, zuzuhören. Die Kunst des Zuhörens hilft mir noch heute bei der AS&S, wenn ich mich mit Werbekunden treffe. Ich komme ja selbst aus einer Unternehmerfamilie und weiß, wo der Schuh drückt. Meine Kollegen sagen dann immer: Die Elke ist unsere Mittelstandswaffe.

Heute dreht sich bei Ihnen viel um Zahlen, weniger um Worte. Wo liegt Ihre berufliche Heimat?

Auf jeden Fall im Journalismus, und vom Herzen her im Radio.

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