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23.01

„Digitale Bildung muss man erst lernen“ – Videobloggerin Lisa Ruhfus im Interview

von Elena Lorscheid unter Netzwelt

Smartphones im Unterricht, Tablets in der Kita-Gruppe oder Making-Aktivitäten in der Jugendarbeit: Zum Medieneinsatz in Einrichtungen gibt es eine breite öffentliche Diskussion über Bildung und Digitalisierung, die teils sehr kontorvers geführt wird. Einerseits liegen die Hoffnungen auf motivierten Kindern und Jugendlichen, die individuell und interaktiv lernen können. Andererseits wird befürchtet, dass digitale Medien die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen oder vom eigentlichen Lerninhalt ablenken können. Blmplus hat mit Videobloggerin, Autorin und Journalistin Lisa Ruhfus über das Thema gesprochen.

„Das Handy sollte niemals soziale Kontakte und Freunde ersetzen.“

Blmplus: Eltern haben oft Bedenken, dass ihre Kinder nur noch vor dem Laptop oder am Smartphone hängen. Worin sehen Sie denn die Chancen einer Bildung mit digitalisierten Mitteln?

„Im Unterricht der Zukunft würden Schulen digitaler ausgestattet sein. Insgesamt sollte dort mehr Geld investiert werden. “ – Lisa Ruhfus

Die Bedenken verstehe ich! Wir alle sind ja viel zu viel am Smartphone- klicken hier und da rum. Aber genau das ist wichtig zu lernen, auch schon für Kinder. Was kann ich mir angucken, wie gehe ich mit den digitalen Medien und mit meiner Zeit um und wie gestalte ich diese digitale Welt mit?

Es ist wichtig, dass es klare Regeln gibt und Zeiten ohne Digitales in unserer „Real Welt“, um sie mit Freunden und der Familie zu verbringen. Auch das haptische Lernen mit den Händen, Stift und Papier ist unverzichtbar. Das Handy sollte niemals soziale Kontakte und Freunde ersetzen.

„Es gibt keine Möglichkeit, sich vor der digitalen Welt zu verschließen.“

Es gibt aus meiner Sicht aber trotzdem keine Möglichkeit, sich vor der digitalen Welt zu verschließen. Medien werden digitaler. Banken, Präsentationen sind digital. Der OP-Saal der Zukunft wird digital sein und immer mehr digitale Tools werden unser Leben unterstützen. Wir brauchen also Wissen darüber, um diese digitale Welt mitzuerleben und mitgestalten zu können. Digitale Bildung muss man nämlich auch erst erlernen.

Was bedeutet der Begriff „Digitale Bildung“ für Sie? 

Digitale Bildung bedeutet, ortsunabhängig lernen zu können. Sie sollte auch Chancengleichheit bedeuten und für alle zugänglich sein. Außerdem kann sie Schulbildung ergänzen. Sie ist ein weiteres Medium, sich Kompetenz und Wissen anzueignen.

„Warum nicht anstelle eines Referates ein spannendes Video drehen?“

„Auch das haptische Lernen mit den Händen, Stift und Papier ist unverzichtbar. Das Handy sollte niemals soziale Kontakte und Freunde ersetzen.“ – Lisa Ruhfus / Bild: Fotolia

Warum nicht, anstelle eines Referates, ein spannendes Video für die Mitschüler drehen? Dann lerne ich dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch, wie man etwas vermittelt. Warum nicht, wenn ich sowieso auf YouTube Zeit verbringe, auch mal eine spannende Wissensreportage oder ein Video schauen, das ein Buch zusammenfasst, das ich gerade in der Schule lese? Die digitalen Medien ermöglichen es, ein Thema kurz wiederzugeben und es mit Bildern oder Grafiken noch besser zu veranschaulichen.

Wie würde für Sie der zeitgemäße Unterricht Ihrer Träume aussehen?

Im Unterricht der Zukunft würden Schulen digitaler ausgestattet sein. Insgesamt sollte dort mehr Geld investiert werden. Zum Teil sind viele Schulen mit der Zeit sehr heruntergekommen.

„Man sollte früh genug damit anfangen, digitale Themen zu vermitteln“

Was sollen die jungen Lehrer mit Overhead-Projektoren, wenn sie auch einen Laptop und Beamer anschließen könnten? Die Inhalte des Unterrichts in der Schule müssen vermittelt werden, ganz klar. Aber es gäbe mit Sicherheit Kurse, in denen Schüler programmieren oder online Fakten zu checken lernen. Sie würden lernen, Videos zu drehen oder den Umgang mit sozialen Medien und die Hintergründe zu verstehen. Am besten sollten die Eltern und Lehrer da auch gleich teilnehmen.

Im Berufsleben müssen die Kinder später schließlich auch Präsentationen halten und täglich einen Computer nutzen und digitalen Themen aufgeschlossen gegenüberstehen. Deshalb sollte man früh genug damit anfangen, ihnen genau diese Themen zu vermitteln.

 

Lisa Ruhfus war Referentin auf der Fachtagung Forum Medienpädagogik  „Digitalisierte Bildung – Automatisierte Kinder? Neue Medien in Bildungsprozessen“ 2018

Sie ist Moderatorin, Videobloggerin, Journalistin und Autorin – Laschet Media GmbH. Sie hat European Studies (Bachelor) in Eichstätt und Spanien sowie im Anschluss Operngesang an der Musikhochschule in Düsseldorf studiert. 2013 absolvierte sie die Frank Elstner Masterclass der Axel Springer- Akademie. Zu den dort entwickelten Formaten für zuio.tv gehören u.a. „Die Klugscheisserin“ (50.000 Abonnenten auf YouTube), das von Lisa aktuell mit Videos weitergeführt wird. Lisa fühlt sich in der Welt des Wissens Zuhause und konnte auch schon einige Erfahrung als Autorin beim WDR, sowie Redakteurin beim ZDF und Moderatorin fürs ZDF bei „funk“ sammeln. Ihr Kanal für Funk heißt „musstewissenDeutsch“ und hat knapp 33.000 Abos. Im vergangenen Jahr hat Lisa „deineWahl“ im Web moderiert. Bei diesem Format hatten YouTuber die Möglichkeit Angela Merkel und Schulz zur Wahl zu interviewen. Dieses Video wurde über zwei Millionen Mal angeklickt und geschaut. Darüber hinaus steht die junge Ruhrpottlerin regelmäßig für Eventmoderationen und Podiumsdiskussionen für Industrieunternehmen und Bildungsinstitutionen auf der Bühne. Zurzeit arbeitet sie in TV und Web TV- Projekten für den ZDF und Funk.

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