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23.08

„Als Radiomoderator war man der Star“ – Sky-Kommunikationschef Ralph Fürther im Gespräch

von Lisa Priller Gebhardt unter Radio

Ralph Fürther, Sky-Kommunikationschef, begann mit einem Volontariat bei Radio Charivari Nürnberg. Blmplus hat mit ihm über seinen beruflichen Werdegang und die Rolle der lokalen Medien gesprochen.

Bei Sky laufen die Vorbereitungen für den Start der ersten großen fiktionalen Eigenproduktion Babylon Berlin auf Hochtouren. Genauso wie die Vorbereitungen zur nächsten Bundesliga-Saison. Mitten im größten Getümmel dankt der langjährige Kommunikationschef Wolfram Winter ab und Ralph Fürther, bislang zweiter Mann, rückt auf. Wenn zunächst auch nur interimistisch.

„Für mich war die Erfindung des Privatfunks in Bayern ein Glücksfall“

Tags drauf sind wir für zehn Uhr am Stachus im Café Anna verabredet. Eigentlich rechne ich nicht damit, dass Ralph Fürther den Termin einhalten kann. Doch er ist da, wie versprochen. Er kommt gerade von einem Projekttreffen mit dem Produzenten dieser Highclass-Serie und muss im Anschluss daran wieder zurück ins City-Kino. Und in Unterföhring warten vermutlich seine gut vierzig Mitarbeiter, um zu erfahren, wie es künftig weiter geht. Doch bis dahin – ist er die Ruhe selbst. Verbindlich, höflich, souverän, wie man ihn seit Jahren kennt.

Ralph Fürther hat mit 26 seinen Job gekündigt und nochmal von vorne angefangen / Foto: Priller Gebhard

Ralph Fürther hat mit 26 seinen Job gekündigt und nochmal von vorne angefangen / Foto: Priller Gebhard

Blmplus: Deine Medienkarriere begann mit einem Volontariat bei Radio Charivari in Nürnberg. Wie kam’s dazu?

„Ich habe in Nürnberg studiert und zunächst in einer Werbeagentur als Junior-Kontakter angefangen. Parallel dazu nahm ich bei der Nürnberger Zeitung immer wieder kleinere Aufträge auf freier Basis an und als dann Charivari an den Start ging, habe ich dort am Wochenende als freier Reporter mitgearbeitet. Wenn man so will: Für mich war die Erfindung des Privatfunks in Bayern ein absoluter Glücksfall. Das Medium Funk und der Journalismus – das hat mich sofort gepackt. Also habe ich meinen gut bezahlten Job bei der Agentur gekündigt und mit sechsundzwanzig nochmal von vorne angefangen.“

„Als Radiomoderator hatte man einen unglaublichen Status“

War der Einstieg in den Medienberuf damals noch einfacher?

„In kleinen Redaktionen außerhalb der Ballungsräume ist das bestimmt heute noch so. Ich bin damals zu Alexander Glösslein, der heute Reporter bei Antenne Bayern ist, marschiert und hab ihn gefragt, ob er nicht noch jemanden in der Redaktion brauchen kann. „Machst a mal a Probe-Rebordasch“, meinte der, „dann schau ma amal.“ Das war mein Einstieg. Was kam, war eine wahnsinnig lehrreiche Zeit, in der ich mich neben meinem Lieblingsthema Sport auch eher nüchternen Themen wie der Stadtpolitik angenähert habe. Als Radiomoderator hatte man damals einen unglaublichen Status, man war ein Star in der Stadt.“

Und doch hast du dem überschaubar großen Nürnberg für Amsterdam und Paris den Rücken gekehrt. Warum?

„In den achtziger Jahren wurde nicht nur das Privatradio groß, sondern auch das Privatfernsehen. So wurde ich 1989 Teil des Gründungsteams von Eurosport und habe dort lange als Kommentator gewirkt.“

„Man weiß nie, was sich aus solchen Jobs später noch ergibt“

„Geholt hat mich damals Werner-Johannes Müller, den ich noch von der Zeitschrift Kicker her kannte, wo ich mit vierzehn Jahren als Redaktionsbote mein Taschengeld aufgebessert habe. Diese Verbindung zeigt, dass man solche Jobs als junger Mensch nie unterschätzen sollte, denn man weiß nie, was sich später noch daraus ergibt.“

Ralph Fürther ist ein extrem guter Netzwerker. Hört man sich um, heißt es, der ehemalige Charivari-Redakteur habe ein Telefonbuch, um das ihn mancher Sportreporter beneiden würde. Er versteht es, Leuten ein gutes Gefühl zu geben und einen guten Eindruck zu hinterlassen – eine solide Basis für weitere Anknüpfungspunkte.

Man sieht sich immer zweimal im Leben, vor allem in der kleinen Medienbranche. Wie oft ist Dir das schon passiert?

Fürther weist auf das aktuelle Projekt Babylon Berlin hin. Man darf gespannt sein! / Foto: Priller Gebhardt

„Eigentlich dauernd. Und das ist das, was mir an meinem Beruf ganz besonders Spaß macht: Man begegnet den Leuten immer wieder, wenn auch heute auf einem anderen Level. Ein besonderer Kontakt ist für mich Jörg Wontorra. Ihn habe ich 1993 als junger Redakteur in Hamburg bei Sat.1 kennengelernt. Fünf Jahre lang habe ich unzählige Sendungen von ihm als Redakteur betreut und gestaltet. Ich habe unglaublich viel von ihm gelernt. Und nun vierundzwanzig Jahre später, begegnet er mir bei Sky wieder. Ab dem 13. August moderiert er bei uns eine eigene Talkshow und ich darf wieder mit ihm zusammenarbeiten.“

„Ich bin einfach in seine Kanzlei gestiefelt, weil ich ihn kennenlernen wollte“

Doch irgendwann hast du die Seiten gewechselt, bist vom Journalismus in die PR. Warum eigentlich?

„Da führte wieder mal das eine zum anderen. Als eingeschworener Eishockey-Fan kam mir immer wieder der Name des Rechtsanwalts Bernd Schäfer III, damals Chef der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), unter. Und als ich irgendwann in Köln war, um ein Spiel für Sat.1 zu kommentieren, bin ich einfach in seine Kanzlei gestiefelt, weil ich ihn mal kennenlernen wollte. Das scheint ihm imponiert zu haben, denn als er ein Jahr später das Ligabüro gegründet hat, klingelte bei mir das Telefon. So kam ich zu einem neuen Job und es hieß wieder: Kisten packen. Ich wurde ins eiskalte Wasser geworfen, denn kurz nach meinem Jobantritt machte der erste DEL-Club pleite. Ich erlebte gleich zu Beginn Krisen-PR pur.“

Das Thema Sport ist eine Konstante in deinem Leben. Im Sommer 99 klingelte dein alter Bekannter, Carsten Schmidt durch und holte dich zu Premiere, heute Sky.

„Ja, wir kannten uns aus unserer gemeinsamen Kölner Zeit. Sein damaliger Arbeitgeber, der Sport-Technik-Produzent Wige, arbeitete als Dienstleister für die Deutsche Eishockey Liga. Carsten wurde dann Sportchef bei Premiere World und holte mich als Produktmanager. Ich habe für diverse Sportarten – abseits des Fußballs – Formate entwickelt, PR-Konzepte geschrieben, Redaktions-Teams zusammengestellt.“

„Wer ein gutes Netzwerk pflegt, braucht nie Bewerbungen schreiben.“

Was würdest du jungen Menschen raten, die in die Medien wollen?

„Lokale Medien können ein wunderbares Sprungbrett sein. Man darf doch einfach machen. Volontäre müssen sich aber auch ein bisschen was trauen, sich bemerkbar machen, vor allem auch im eigenen Haus. Doch das A&O ist, Kontakte zu knüpfen und diese auch zu pflegen. Jeden Tag. Denn ein Kontakt, den ich zehn Jahre nicht aktiviert habe, bringt mir nichts, wenn ich ihn plötzlich brauche. Und wer ein gutes Netzwerk pflegt, braucht nie eine Bewerbung zu schreiben – diese Erfahrung hab ich in all den Jahren gemacht. Und einige meiner besten Kontakte gehen auf meine Zeit in Nürnberg zurück. Davon profitiere ich bis heute.“

Die Saftschorle ist leer, ich begleite Ralph Fürther noch zurück ins City-Kino, wo mich Produzent Michael Polle einen kurzen Blick auf die opulente Serie aus dem Berlin der 20er Jahre werfen lässt, die im Oktober auf Sky anläuft.

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