Do
07.05

Das richtige Gesicht für die richtige TV-Show

von Lisa Priller Gebhardt unter TV

Ob Quisshows, Reality-Dokus oder Werbefilme: Für jedes Format die geeigneten Protagonisten zu finden, ist mitunter ein mühsames Geschäft, das viele Produktionsfirmen auslagern. Eine Agentur, die sich auf die Suche nach Testimonials spezialisiert hat, ist Fameonme. Sie sucht unter anderem für Produktionsfirmen aus dem Münchner Raum, darunter Tresor TV, Redseven Entertainment und Constantin Entertainment. Aktuell ist das Team rund um die Geschäftsführer Andreas Donat und Giuseppe Gennaro auf der Suche nach Kandidaten für die RTL-Rateshow „Kitsch oder Kasse“.  

blmplus:  „Survivor“, „Grill den Henssler“, „Verrückt nach Meer“, „Big Brother“– Ihre Referenzen als Castingagentur für’s Fernsehen sind vielfältig.  Was sind das für Menschen, die den Weg ins Fernsehen suchen?

Andreas Donat, Gf Fameonme, Fotos: Fameonme

Andreas Donat (AD): Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da es stark vom jeweiligen Format abhängt. Bei den Abenteuer-Sendungen „Survivor“ (VOX) oder „Goldrausch am Yukon“  (DMAX) hatten wir Bewerber, die sich sonst niemals für eine Fernsehsendung bewerben würden. Vom Kranführer bis zum Chirurgen, vom Überlebenskünstler bis hin zum gut situierten Geschäftsmann. Sie alle wollten ein Abenteuer erleben, das ohne Fernsehen für sie kaum finanzier- und umsetzbar wäre.

Ruhm und Reichweite locken

blmplus: Was ist die Motivation, an einem TV-Casting teilzunehmen?

AD: Bei Quizshows lockt sicher der Gewinn. Reality-Formate ziehen hingegen oft Menschen an, die Präsenz suchen und etwas „fame“ abhaben möchten. Und Influencer bekommen über das lineare Fernsehen meistens eben doch noch eine stärkere Aufmerksamkeit und eine größere Reichweite als über ihren Online-Channel.  Die Motivationen sind also sehr unterschiedlich.

blmplus: Wie läuft so ein Casting ab?

Giuseppe Gennaro (GG): In der Regel wird heute verstärkt auf Handy-Vorstellungsvideos gesetzt.  Nach der Bewerbung finden dann persönliche Telefonate mit den potenziellen Kandidaten statt, und wir fordern zusätzlich Bewegtbildmaterial an. Aber natürlich gibt es bei den ganz großen Primetime-Shows immer noch Castings in verschiedenen Städten vor Ort oder sogar persönliche Besuche daheim.

„Etikette muss eingehalten werden“

blmplus: Jeder kann sich mit einem eigenen Profil bei Ihrer Agentur bewerben. Worauf achten Sie besonders?

Giuseppe Gennaro, Gf Fameonme

GG: Natürlich gilt: Je besser ein Profil gepflegt wird, desto höher sind auch die Vermittlungschancen. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei ordentliche Fotos, also keine Selfies mit Sonnenbrille. Am Ende gehört dann etwas Glück dazu, dass sich die passenden Projekte für die jeweilige Person ergeben. Vom Kind bis zur Oma, vom Newcomer bis zum Profi, vom Nerd bis zum volltätowierten und bärtigen Rocker-Typen haben wir schon fast alles an Kundenwünschen auf dem Tisch gehabt.

blmplus: Wer fliegt gleich raus oder wird gar nicht erst angenommen?

AD:  Die Etikette muss eingehalten werden. Wer offensichtlich falsche Angaben macht oder mit extrem unpassenden Texten oder Bildern auf sich aufmerksam machen will, wird bei uns aus der Kartei genommen. Ebenfalls ein No-Go: Wenn jemand trotz Zusage nicht zu einem Dreh erscheint

Im Trend: Ausgefallene und verrückte Konzepte

blmplus: Vor zehn Jahren gab es eine Flut von Casting-Shows, dann kamen die Quiz-Sendungen. Wie ist der aktuelle Trend?

AD: Nach dem großen Erfolg für „The Masked Singer“ werfen Sender den Blick verstärkt auf Formate aus dem asiatischen Raum. Die Konzepte dürfen ruhig etwas ausgefallener und verrückter sein.  Außerdem haben Live-Shows & Events wieder einen höheren Stellenwert, sind aktuell jedoch nur bedingt umsetzbar. Generell suchen die Sender nach spannenden Ideen, um gegen die neue Konkurrenz der Streaming-Anbieter punkten zu können.

blmplus: Täuscht der Eindruck oder gibt es nicht mehr ganz so viel Trash im Fernsehen?  

AD: Was ist Trash, was nicht?  Wenn es um die reine Bloßstellung von Protagonisten geht, dann ist das für mich persönlich Trash. Aber wir stumpfen auch alle etwas ab. War „Tutti Frutti“ früher ein Skandal, sind Formate wie „Adam sucht Eva“ oder „Naked Attraction“ heute fast zur Normalität geworden.

„Fremdschämen ist nicht unser Ding“

blmplus: Hat Ihre Agentur auch schon Aufträge abgelehnt?

AD:  Tatsächlich einige! Formate, die Quote durch Fremdschämen oder Beziehungskonflikte erzielen sollen, sind nicht unser Ding. Inzwischen können wir es uns leisten, unserer eigenen Philosophie zu folgen. Wir möchten Teil von „schönem Fernsehen“ sein.

blmplus: Haben Sie noch einen Tipp für alle, die sich bei einer Agentur bewerben wollen? Wie erkennt man unseriös arbeitende Agenturen?

GG: Es gibt leider viele Anbieter, die gar nicht aktiv vermitteln, sondern mit leeren Versprechungen nur teure Fotoshootings verkaufen wollen oder Coachings in Hotels anbieten. Hier heißt es: Finger weg! In jedem Fall sollte man die Agentur vorher googlen und Erfahrungsberichte lesen. Auch wichtig: Ist die Agentur telefonisch erreichbar, oder steht im Impressum gar keine Telefonnummer? Ist der Firmensitz in Deutschland oder im weit entfernten Ausland? Diese Faktoren liefern schnell Indizien für die Seriosität eines Unternehmens. Und: Eine Kartei-Aufnahme sollte immer kostenlos sein.

 

 

Kommentar abgeben

Folgende Beiträge könnten Sie ebenfalls interessieren:

Kommentar abgeben

Bitte achten Sie auf höfliche und faire Kommunikation. Mehr dazu unter Blogregeln.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit einem * markiert.

Hiermit akzeptiere ich die Datenschutzbedingungen und mir ist bewusst, dass meine Daten zur Verarbeitung meines Kommentares gespeichert werden.