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09.07

Romantik auf Abstand – TV-Drehs unter Corona-Bedingungen

von Lisa Priller Gebhardt unter TV

Fans der Serie „Sturm der Liebe“ haben dem Termin bereits entgegen gefiebert: Seit Ende Juni laufen endlich wieder neue Folgen. Doch wie dreht man Liebesszenen, wenn auch die Schauspieler den Sicherheitsabstand einhalten müssen? Eine Herausforderung für die Münchner Produktionsfirma Bavaria Fiction, die mit großem Mehraufwand unter Corona-Bedingungen arbeitet. Ein Blick hinter die Kulissen.

Mehr Sturm, weniger Liebe

Sturm der Liebe © ARD/Christof Arnold

Einen ganzen Monat blieben die Türen des bekannten „Hotel Fürstenhof“ geschlossen – die Dreharbeiten zur Serie „Sturm der Liebe“ mussten wegen Corona erst einmal ruhen. Ende April lief die Produktion wieder an, wenn auch unter dem Motto: Mehr Sturm, weniger Liebe. Denn Küsse und Umarmungen zwischen den Protagonisten waren in der von Corona gebeutelten Filmwelt erst einmal tabu.

Deshalb wurden die Bücher auf Abstand umgeschrieben. „Die Dramaturgie hat die vierwöchige Drehpause dazu genutzt, die Drehbücher den neuen Begebenheiten anzupassen. Davon betroffen waren natürlich vor allem die Beziehungs- und Liebesgeschichten“, erklärt Bea Schmidt, Produzentin von „Sturm der Liebe“ und Executive Vice President Development bei der Bavaria Fiction.

Dafür hat sich das Team intensiv mit der inhaltlichen Ausrichtung der Serie beschäftigt, denn ‚Sturm der Liebe‘ ist laut Schmidt nun mal „eines der romantischsten Formate“ im deutschen Fernsehen. „Vieles fangen wir mit starken Worten, intensiven Blicken und dem ein oder anderen Trick beim Dreh auf“, sagt die Produzentin und nennt ein konkretes Beispiel: Ein Liebespaar will sich küssen. „Vor Corona hätten wir einfach den Kuss gedreht. Jetzt erfinden wir Situationen wie die, dass ein Dritter störend dazukommt. Oder sie sagen mit einem Augenzwinkern: ‚Wir sind im Dienst‘“. Inzwischen werden Kussszenen zwar auch wieder gedreht, aber dafür müssen die Schauspieler jedoch vorab in Quarantäne.

Das Makeup muss nun selbst aufgetragen werden

Romantik auf Abstand in „Sturm der Liebe“, © ARD/Christof Arnold

Ebenfalls neu für alle Protagonisten vor der Kamera: Sie mussten in den ersten Wochen ihr Makeup selbst auftragen – wenn auch unter Anleitung der Maskenbildner. „Das ging erstaunlich gut. Vor allem die Damen sind es gewohnt, sich selbst zu schminken“, erklärt Schmidt. Inzwischen werden sie wieder – unter Einhaltung der Vorschriften – vorab in der Maske geschminkt. Nur die Korrekturen am Set nehmen die Schauspielerinnen selber vor, damit das Team möglichst klein bleibt.

Dafür, dass die Regeln eingehalten werden, sorgen neuerdings sogenannte Medical Consultants. Sie sind bei den Arbeiten im Innen- und Außendreh vor Ort und achten auf die Einhaltung der Maßnahmen. Sie erinnern beispielsweise am Set an die Abstandsregeln und weisen auf die Punkte und Striche hin, die überall am Boden kleben.

Corona-korrektes Drehen kostet Zeit und Geld

Mundschutz ist Pflicht. Foto: ARD/Christof Arnold

Das alles ist mühsam und die Drehs gestalten sich weit aufwändiger. Es kostet Zeit und Geld. „Zeitlich haben wir keinen Spielraum, denn wir drehen täglich eine ganze Folge“, sagt Schmidt. Hier sei viel Kreativität und Engagement des gesamten Teams erforderlich.

Auch finanziell wirkt sich das coronakorrekte Drehen aus. Denn nicht nur die Drehbücher mussten komplett umgeschrieben werden. Wirtschaftlich hatten die Fernsehproduzenten also nicht nur mit erzwungenen Drehpausen zu kämpfen, auch die neuen Schutzmaßnahmen bedeuten einen höheren Kostenaufwand.

Zu den neuen Sicherheitsstandards gehört auch, dass die Akteure regelmäßig getestet werden. „Allein die Tests der Schauspieler und Komparsen sowie die ständig anwesenden Medical Consultants sind zusätzliche Kostenfaktoren“, sagt Bea Schmidt, die sich freut, dass die Dreharbeiten nur vier Wochen pausieren mussten und letztlich alle an einem Strang gezogen haben. Hier war viel Kreativität sowie die Bereitschaft, neu zu denken, gefordert. „Ich denke, es ist uns nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gelungen“, so die Produzentin.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Liebes-Telenovela, die 2005 erstmals in der ARD ausgestrahlt wurde, hat viele treue Stammseher und läuft auch mit der 16. Staffel konstant gut. Die frischen Folgen mit den Geschichten rund um das Hotel „Fürstenhof“ kommen bei den Zuschauern an: Das Comeback der Telenovela sahen 1,44 Millionen Zuschauer.

 

 

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