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10.10

Digitalradio DAB+ ist nicht mehr zu stoppen – ein Bericht von Michael Fuhr

von Michael Fuhr unter Radio

Immer mehr Menschen legen sich ein Digitalradio zu. Der Umstieg auf DAB+ ist längst überfällig, wie der Blick über den Tellerrand hinaus in Europa zeigt.

DAB+ hat sich zu einer Erfolgsstory entwickelt

Als das digital-terrestrische Radio DAB+ im Jahr 2011 in Deutschland gestartet ist, gab es zahlreiche Skeptiker: Große Privatradios, die ihre Marktposition in Gefahr sahen, versuchten mit allen Mitteln die Technologie zu verhindern oder zumindest auszubremsen, die Süddeutsche Zeitung schrieb sogar von einer „Beleidigung der technischen Intelligenz unserer Zeit“ mit Blick auf die digitale Transformation und eine Welt, die – was den Medienkonsum angeht – immer mehr auf dem Smartphone stattfindet.

Retro Radio DAB+

Immer mehr Deutsche hören Radio über DAB+. Die Technologie hat sich auf dem Markt fest etabliert. / Bild: Fotolia

Allen Unkenrufen zum Trotz: Immer mehr Deutsche hören Radio über DAB+

Mit den Jahren wurden diese kritischen Töne aber immer leiser und sind inzwischen – mit Ausnahme einiger „Hardliner“ – fast verstummt. Fakt ist, dass immer mehr Deutsche Radio über DAB+ hören und sich die Technologie – allen Unkenrufen zum Trotz – fest auf dem Markt etabliert hat.

Inzwischen steht in 15,1 Prozent der Haushalte mindestens ein DAB+ Gerät, im Vorjahr waren es nur 12,5 Prozent. In Summe verfügen sechs Millionen Haushalte bereits über mindestens ein DAB+ Gerät, das ist eine Million mehr als im Vorjahr. Weil in Haushalten meist mehr als nur eine Person leben, haben damit rund 11 Millionen Menschen Zugang zu regionalen und nationalen DAB+ Programmen der privaten und öffentlich-rechtlichen Anbieter. Die Gesamtzahl der DAB+ Geräte in Haushalten und im Auto erreicht knapp 10 Millionen.

Besonders auffällig ist der DAB+ Anstieg in Bayern

DAB+ hat sich zu einer Erfolgsstory entwickelt, die auch durch die Radiohörer zustande kam: In Hamburg ist in diesem Jahr ein UKW-Privatradio nicht zuletzt aufgrund der Nachfrage durch die Hörerschaft zusätzlich digital-terrestrisch gestartet.

Besonders auffällig ist der Anstieg in Bayern um 4,6 Punkte von 15 auf 19,6 Prozent Haushaltsdurchdringung mit DAB+ Radios. Im Freistaat gibt es ein breites öffentlich-rechtliches und privates Programmangebot, ein Simulcast-Szenario, bei dem lokale, regionale und landesweite UKW-Privatradios parallel auch auf DAB+ senden und klare Aussagen der Landespolitik pro DAB+.

In Norwegen kann bis zum Jahresende der Ausstieg aus der analogen UKW-Technologie erfolgen

Auch im europäischen Ausland ist DAB+ überall dort ein Erfolg, wo es einen breiten Schulterschluss zwischen der Politik, öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, Medienbehörden und Geräteherstellern gibt. In Norwegen ist dieser Prozess soweit fort geschritten, dass bis Jahresende der Ausstieg aus der analogen UKW-Technologie erfolgen kann. In Dänemark könnte der Prozess des UKW-Ausstiegs im kommenden Jahr eingeleitet werden. Auch Großbritannien, die Niederlande, Belgien oder Südtirol denken inzwischen laut über den „FMexit“ nach.

Mädchen hört Radio DAB+

DAB+ ist das Überall-Radio und braucht kein Internet / Bild: Fotolia

Wichtig ist, dass der Privatfunk beim Umstieg auf DAB+ überall in Deutschland finanziell gefördert wird, wie bereits in Bayern

In Deutschland ist nun vor allem die Politik gefragt, um die Rahmenbedingungen für eine Migration von UKW zu DAB+ zu schaffen. Dazu gehört unter anderem die Verabschiedung der Änderung des Telekommunikations¬gesetzes durch den Bundestag. In diesem soll künftig geregelt sein, dass Radios mit UKW-RDS-Funktion in Zukunft verpflichtend entweder einen DAB+-Chip eingebaut haben oder Internetradio empfangen können. Wichtig ist ebenso, dass der Privatfunk beim Umstieg auf DAB+ überall in Deutschland finanziell gefördert wird, so wie es bereits in Bayern geschieht. Denn anders als die ARD-Anstalten erhalten kommerzielle Veranstalter keine Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag zum Digitalumstieg.

DAB+ überzeugt durch rauschfreien Klang und einer wachsenden bundesweiten und regionalen Vielfalt

Ein stures Festhalten an UKW liefert hingegen keine Entwicklungsperspektive mehr für den Hörfunk. Die Frequenzen sind alle belegt und die Technologie ist weit störanfälliger als DAB+. DAB+ überzeugt durch rauschfreien Klang und einer ständig wachsenden bundesweiten und regionalen Vielfalt.

DAB+ ist die einfachste Art Radio zu hören

Neben Hörfunk-Programmen bieten die Sender auch digitale Zusatzdienste über DAB+ an. Besonders markant ist die Slide Show, die Standbilder zum laufenden Programm liefert. Hier können Hörer sehen, wie der Moderator, der Studiogast oder das Plattencover des Musiktitels aussieht. DAB+ ist die einfachste Art Radio zu hören.

Beim Einschalten suchen die Geräte den Frequenzbereich ab und zeigen das Programmangebot in einer Senderliste an. DAB+ ist das Überall-Radio und braucht kein Internet. Damit ist freier, anonymer Empfang über Antenne ohne weitere Anschlusskosten gewährleistet, egal, ob der Nutzer zu Hause, am Badesee oder auf einer Parkbank Radio hören möchte.

2 Kommentare

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2 Kommentare zu: Digitalradio DAB+ ist nicht mehr zu stoppen – ein Bericht von Michael Fuhr

  1. Timo sagt:

    Nun, das wurde aber auch Zeit. Ich bin längst weg von UKW Radios. Ausschlaggebend war das ständige Rauschen bei mir in der Wohnung, wirklich schrecklich.

  2. Matthes sagt:

    Mit der MA Audio II 2019 haben wir nun auch erstmalig belastbare Zahlen zu DAB+. Sicher, da ist noch Luft nach oben. Aber in Sachen DAB+ handeln eben nicht alle Bundesländer so vorbildlich wie Bayern.

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