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08.11

Hörfunk in Bayern: wirtschaftlich so stark wie nie

von Lisa Priller Gebhardt unter Radio TV

Der Hörfunk in Bayern ist so stark wie nie: 2015 erwirtschafteten die privaten Radiosender Gesamteinnahmen in Höhe von 153 Mio. Euro – ein Höchststand innerhalb der letzten zehn Jahre. Auch für die privaten lokalen TV-Sender in Bayern läuft es gut. Sie erreichten erstmalig seit 2010 wieder einen positiven Kostendeckungsgrad. Das offenbart die aktuelle BLM-Studie zur wirtschaftlichen Lage der privaten Rundfunkanbieter in Bayern 2015/2016, die heute veröffentlicht wurde. Befragt wurden alle in Bayern ansässigen landesweiten und lokalen privaten Rundfunkanbieter.

2016 wird Hörfunk erstmals die 100-Mio.-Euro-Marke knacken

Lokaler Hörfunk wirtschaftliche Lage

Wirtschaftlich so stark wie nie: die lokalen Hörfunker in Bayern. Foto: BLM

Für das laufende Geschäftsjahr 2016 rechnet der lokale Hörfunk in Bayern mit einem Rekord. Voraussichtlich wird er beim Gesamtertrag erstmals die 100-Mio-Euro-Marke knacken. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 waren es 81 Mio Euro. Dieser Einnahmerekord dürfte auch Auswirkungen auf den Kostendeckungsgrad haben. Er soll 2016 noch einmal um einen Prozentpunkt auf 113 Prozent ansteigen. Schon 2015 verbesserte er sich bereits leicht um einen Prozentpunkt auf 112 Prozent.

Erheblich höher rangiert der Kostendeckungsgrad bei allen privaten Hörfunkanbietern: Laut Studie lag er 2015 unverändert bei 118 Prozent. Für 2016 wird ein Kostendeckungsgrad von 120 Prozent erwartet; er würde dann wieder auf dem guten Niveau von 2011 liegen. Die privaten Hörfunkanbieter finanzieren sich überwiegend aus Werbung: Mit knapp der Hälfte der Gesamteinnahmen (46,8 Prozent) stellt die regionale Werbung den Löwenanteil der Einnahmen dar. Überregionale Werbung macht 30,6 Prozent der Erträge aus. Bei den Ausgaben machen die Personalkosten mit 36,8 Prozent sowie den Vergütungen für freie Mitarbeiter (5,8 Prozent) den größten Block aus.

Online-Werbeumsätze bleiben schwach

Während bei den privaten Hörfunkanbietern gesamt knapp die Hälfte der Einnahmen über die regionale Werbung eingespielt wird, ist sie bei den lokalen UKW-Hörfunkanbietern mit 59 Prozent eine noch wichtigere Säule des Geschäftsmodells. Die Einnahmen aus überregionaler Werbung machten 2015 dagegen nur 18,8 Prozent aus. Hier gab es zuletzt eine Delle: Die überregionalen Werbeerlöse fielen 2015 auf 18,2 Mio Euro.

Einen weiteren interessanten Punkt offenbart die aktuelle BLM-Studie: Die Umsätze, die alle bayerischen Hörfunkanbieter im Bereich Online/Mobile-Werbung generieren, sind weiter marginal. Lediglich 1,4 Prozent des Gesamtertrages (entspricht 2,16 Mio. Euro) wurden 2015 von den weiß-blauen Sendern in Bayern mit dem Online-/Mobile-Geschäft generiert. Entsprechend verhalten ist auch die Prognose für die nächsten zwei Jahre: Im Jahr 2018 sollen rund 2,3 Mio Euro durch Online- oder Mobile-Erlöse eingespielt werden.

Privater Hörfunk bleibt wichtiger Arbeitgeber im Freistaat

Die Beschäftigungssituation entwickelte sich bei den bayerischen Hörfunkanbietern positiv. Ende 2015 waren insgesamt 1.842 Personen, davon 1.130 in Festanstellung, bei den privaten Radios in Bayern beschäftigt. Das waren insgesamt 25 mehr als im Vorjahr. Beim Blick auf die einzelnen Anbietergruppen fällt auf, dass bei den bundes- und landesweiten Hörfunkanbietern 2015 im Vergleich zum Vorjahr Personal abgebaut wurde, während der Mitarbeiteranteil beim lokalen Hörfunk leicht anstieg. Den größten Personalblock stellt der Bereich Programm. Dort arbeiteten 64 Prozent aller Beschäftigten im privaten Hörfunk. 15 Prozent verteilen sich auf Verkauf, Marketing und Disposition und 9 Prozent auf Produktion und Technik.

Beschäftigte TV BayernAuch die lokalen und landesweiten TV-Anbieter erweisen sich als verlässliche Arbeitgeber. Eine positive Entwicklung zeichnet sich bei der kumulierten Personalentwicklung über alle Angebote ab: Nach einem leichten Rückgang der Mitarbeiterzahlen 2014 erfolgte 2015 wieder ein leichter Anstieg auf insgesamt 785 Beschäftigte. Während die Zahl der festangestellten Mitarbeiter dabei 2015 jedoch leicht gesunken ist, stieg die Zahl der freien Mitarbeiter über alle Anbietergruppen deutlich an.

Lokal-TV-Sender erwirtschaften erstmals seit 2010 wieder Gewinn

Aber nicht nur die Beschäftigungssituation im lokalen TV war 2015 positiv (14 Mitarbeiter mehr als 2014), auch die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation: Nach einem Ertragsrückgang im Jahr 2014 gab es 2015 im bayerischen Lokal-TV einen Anstieg um eine Million Euro.

Den Gesamteinnahmen von 37,2 Mio Euro standen Kosten von 36,5 Mio Euro gegenüber. Das brachte die lokalen TV-Sender erstmalig seit 2010 wieder in die Gewinnzone. Der Kostendeckungsgrad sprang auf 102 Prozent im Jahr 2015, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Für einen positiven Effekt sorgt unter anderem auch die IPTV-Einspeisung der lokalen Fernsehangebote. 16 Kanäle, zu denen auch RTL München Live in München und Franken Fernsehen in Nürnberg zählen, können seit April 2015 über die IPTV-Plattform Entertain der Deutschen Telekom empfangen werden. Damit ist Bayern das erste Bundesland in Deutschland, dessen Lokal-TV-Sender nahezu komplett bei Entertain verbreitet werden.

Diese zusätzliche Reichweite von 2,5 Millionen Kunden sowie die Erhöhung der Einnahmen aus dem Finanzierungsbeitrag von RTL sorgten trotz leicht rückläufiger Werbeeinnahmen für ein positives Ergebnis. Zusätzlich unterstützt der Freistaat Bayern unter anderem die schrittweise Umrüstung der Lokal-TV-Sender auf HD. Die Förderung wurde jüngst vom Bayerischen Landtag bis 2020 verlängert.

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