27.10
Tatfunk-Preise 2015: Große Fragen – einfache Antworten
Ein Haufen junger Gäste auf den Medientagen München 2015: Am 22. Oktober fieberten 150 Schüler und Schülerinnen auf dem MedienCampus-Areal der Preisverleihung im bundesweiten Tatfunk-Radiowettbewerb entgegen. Jährlich werden die besten Sendungen vorgestellt und ausgezeichnet – die ersten drei Preise gingen 2015 nach Hilpoltstein, Augsburg und Kirchheim sowie nach Ottobrunn.
Tatfunk-Sieger bekommen viel Anerkennung
Eine eigene Radiosendung im Team über ein Schuljahr hinweg produzieren, unterstützt von Profis: Das ermöglicht das Projekt „Tatfunk“ der Stiftung Zuhören Jugendlichen aus der Oberstufe, die ihre Beiträge beim bundesweiten tatfunk-Radiowettbewerb einreichen können. 12 verschiedene Gymnasien kamen für das Schuljahr 2014/2015 in die engere Auswahl, vier Preise und ein Sonderpreis wurden im Rahmen der Medientage München vergeben.
Gastgeber der Preisverleihung waren die Stiftung Zuhören und die BLM. Die Moderatoren und Juroren waren sehr angetan von der Kreativität und dem Potenzial der Schüler. Auf den Medientagen bekam der Radionachwuchs viel Aufmerksamkeit und Anerkennung für ihre sorgfältig und überraschend professionell gestalteten Beiträge.
Bereits der Einspieler des „Best Of“-Tatfunk 14/15 – ein Zusammenschnitt der Shortlist – versprach spannende und vielseitige Radiosendungen, die selbst vor der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen nicht zurückschreckten.
Fremde Sprachen und fremde Länder
Der dritte Preis ging an das Albert-Einstein-Gymnasium in Ottobrunn für ihren Beitrag „Rom Tag und Nacht – 37,5 Stunden im alten Rom“.
Franz Bumeder, Redaktionsleiter BR, sprach in seiner Laudatio von seiner Liebe zur lateinischen Sprache und der spannenden Geschichte in Form einer Zeitreise, die ihn vom ersten Wort an gefesselt und in den Bann gezogen habe. Hört doch einfach mal rein:
Wie sprachbegeistert junge Menschen heute sein können, zeigten vor allem die zahlreichen Einreichungen englischer P-Seminare. Auch hier wurde ein Projekt unter der Rubrik „Best of english“ gesondert geehrt: „An Audiobook on being Irish“, der interaktive Audio-Guide vom Gymnasium Ottobrunn, wagte sich mutig in die Gefilde der fremden Sprache vor und bekam als Auszeichnung unter dem Jubel der geehrten Klasse Guiness-Bier verliehen. Den Preis haben die P-Seminarler redlich verdient:
Konsumkritik und gesellschaftliche Tabubrüche
Das Stettensche Institut Augsburg bekam den zweiten Preis für ihre Sendung „Werbung – Bild dir deine Meinung“ überreicht und freute sich über die anerkennenden Worte von BLM-Referentin Tina Täsch, die das Projekt als überaus gelungen lobte. Dabei sei es den Schülern darum gegangen, das komplexe Thema des Konsums und der Werbung unterhaltsam zu vermitteln, so die Laudatorin.
In Form eines Krimis sind das schauspielerische Talent der Klasse und die starke Sprache der Erzählerfigur zum Ausdruck gekommen. Achtung: der Krimi geht los!
Zur Überraschung des Publikums gab es dieses Jahr einen zweiten 2. Platz, der an das Gymnasium Kirchheim für ihren Beitrag „Mit 14 schon schwanger – Steh ich jetzt am Pranger?“ ging. Severin Schenkel vom Aus- und Fortbildungsradio M94.5 machte zurecht auf die Bearbeitung eines so heiklen, gesellschaftlich relevanten Themas aufmerksam, das fernab von Mainstream und konformem Normdenken von den Schülern seriös und wertneutral aufgearbeitet worden sei.
Das journalistische Geschick der Klasse zeigte sich vor allem in ihrem Feingefühl, mit der sensiblen Thematik umzugehen, ohne die interviewten Personen für ihre Entscheidungen zu verurteilen. Damit hatten die Jugendlichen in ihrer Denkweise so manchem erfahrenen Journalisten viel voraus. Für ihre clevere Idee und ihre große Portion Mut wurde den Schülern dieses Jahr ein besonderer Ehrenplatz zuteil. Hier der Beitrag zum Reinhören:
Große Fragen und einfache Antworten siegen
Im Finale siegte die Sendung „Reichtum“ des Gymnasiums Hiltpoltstein, das mit selbst geführten Interviews mit den Reichen und Schönen dieser Welt, wie beispielsweise mit den Geissens oder Gloria von Turn und Taxis, punktete.
Die Schüler hinterfragten damit die Bedeutung des Geldes und nutzten als „roten Faden“ fiktive Briefe an Uli Hoeneß. Ihre mühevolle Recherche, die treffende Musik und die Professionalität des Eingesprochenen hatten die Jury und den Laudator Clemens Finzer, Leiter der Ausbildungsredaktion des BR, schließlich restlos überzeugt. Überzeugt euch der Beitrag auch?
Dass der Mensch alles verlieren kann, Geld, Häuser, Ehepartner, Freunde, aber sich selbst behalten muss, ist beispielsweise ein Satz aus der Sendung, der einem zu denken gibt. Am Ende steht die Aussage aus einem Interview, dass nur reich ist, wer liebt. Die subtile Herangehensweise und die dokumentarische Auseinandersetzung, die auch vor philosophischen Untiefen nicht zurückscheute, begeisterten die Juroren und das Publikum, das laut applaudierte.
Eine reife Leistung
Die Wettbewerbsteilnehmer lieferten mit ihren Radiosendungen eine auffallend reife Auseinandersetzung mit den großen gesellschaftlichen Themen von heute. Dass sich unter den Preisträgern schon die Radiostars und Journalisten von morgen befinden, bleibt zweifellos festzuhalten. Sie zu entdecken und zu fördern, ist die Mission des bundesweiten Tatfunk-Wettbewerbs, der nächstes Jahr in eine neue Runde geht.
Wir bedanken uns bei der Jury, bei allen Lehrern und Coaches und natürlich allen Tatfunkern, die den Wettbewerb zu einer so tollen und besonderen Veranstaltung gemacht haben. Für alle, die keinen Preis bekamen, gab es Getränke, Butterbrezn, eine Tatfunk-Urkunde und eine kleine Überraschung der Veranstalter, die sich schon jetzt auf die Radiosendungen im nächsten Jahr freuen.
Wer die Gewinnerbeiträge aus diesem Jahr noch einmal in Ruhe nachhören will, kann das auf der Website der Stiftung Zuhören und auf der BLM-Website tun.
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