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08.06

Online fernsehen – Worauf Eltern achten sollten

von Bettina Pregel unter Medienkompetenz TV

Aus: FLIMMO-Ausgabe Nr. 2 2017, bearbeitet und gekürzt.
Mutter und Tochter verfolgen „Gilmore Girls“ bei Netflix, Papa fiebert beim Sportsender auf dem Laptop mit, Sohnemann schaut Gronkh auf YouTube und die jüngste Tochter hat auf dem Tablet-PC ihren Spaß mit der Pettersson und Findus-App. Der Medienalltag von Familien hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert, das Fernsehen ist in vielerlei Hinsicht mobil geworden. Dank Internet sind die Geräte multifunktional und die Zugänge individuell. Das bietet Vorteile für Jung und Alt, bringt aber auch neue Probleme und Herausforderungen mit sich.

Online fernsehen – Angebote und Entwicklungen

Videoportale erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Kostenpflichtige Angebote wie Netflix, Watchever, Maxdome, Sky Ticket oder Amazon Prime Video liefern Serien und Filme, die über PC, Smart-TVs, Spielekonsolen oder mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones abgerufen werden können. Gegen eine monatliche Gebühr stehen mehr oder weniger aktuelle Serien und Spielfilme, aber auch Dokumentationen und Shows zur Verfügung. Manche Anbieter haben Bereiche für Kinder, andere sind sogar ausschließlich auf Kinderprogramme spezialisiert.

Die aktuelle Flimmo-Ausgabe thematisiert „Online fernsehen“. Fotos: Quirin Leppert/BLM

Einige Vorteile liegen auf der Hand: Die Inhalte können zeitunabhängig und ohne Werbeunterbrechungen genutzt werden. Statt das Alltagsleben dem Fernsehprogramm anzupassen, steht die Lieblingssendung immer genau dann auf dem Programm, wenn es passt. Auch die Mediatheken der Sender zeigen viele Inhalte online, auf den ersten Blick sogar kostenlos. Grundsätzlich sollte man sich aber bewusst sein, dass es auch im Internet nichts umsonst gibt. Entweder fließt tatsächlich Geld in Form von Rundfunkbeitrag oder einer Abo-Gebühr. Oder man zahlt mit seinen Daten, die für Werbezwecke genutzt werden.

Nicht zu vergessen die Videoplattform YouTube, die vor allem bei älteren Kindern und Jugendlichen angesagt ist. Im Gegensatz zum Fernsehen ist dabei Interaktion möglich: Clips werden kommentiert und verschickt, ein eigener Kanal kann ohne großen Aufwand eingerichtet werden. Wie dabei Produkte vermarktet werden und welche Rolle die YouTube-Stars als so genannte »Influencer« (engl.: »Beeinflusser«) spielen, ist vielen Kindern (und Erwachsenen) nicht unbedingt bewusst.

Aber es gibt auch die »dunkle Seite« der Netzangebote: So genannte Filehoster und Tauschbörsen sollten auf jeden Fall tabu sein, da sie illegal sind und sich nicht an rechtliche Vorgaben halten. Ganz zu schweigen von den Scherereien und Kosten im Falle einer juristischen Auseinandersetzung.

Der richtige Umgang

Bei diesem vielfältigen Angebot ist es nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Egal, ob kostenpflichtig oder kostenlos: Eltern müssen entscheiden, wer was in welchem Alter und in welchem Umfang nutzen darf. Eines haben alle Angebote gemeinsam: Die Verbreitung wird durch das Internet ermöglicht. Das stellt Eltern vor nicht unerhebliche Probleme. Wie regle ich den Zugang für unterschiedlich alte Kinder? Wie ist es im Netz um Datenschutz und Sicherheit bestellt? Grundsätzlich gilt: Technische Maßnahmen wie Jugendschutzfilter können Abhilfe schaffen. (Infos unter: www.klicksafe.de/jugendschutzfilter und http://www.jugendschutzprogramm.de/).Am Wichtigsten sind aber ein stabiles Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern und klare Regeln zur Nutzung von Internetinhalten.

Worauf Eltern achten sollten

Der Medienumgang muss dem Alter der Kinder angemessen sein. Foto: Quirin Leppert/BLM

Die wichtigste Faustregel: Der Medienumgang muss dem Alter der Kinder angemessen sein. Kleinkinder bis etwa zwei Jahre sollten ohne mediale Reize ihre Umgebung erkunden können. Wichtigste Bezugspunkte sind die Eltern, die fassbare Umwelt wird von den Kleinen mit allen Sinnen »begriffen«. Das ist für ihre Entwicklung zentral, Medien sind dabei weder notwendig noch sinnvoll. Mit etwa zwei Jahren interessieren sich die Mädchen und Jungen auch mehr und mehr für die medialen Gerätschaften, die in vielen Familien präsent sind. Hörgeschichten, digitale Wimmelbilder oder kurze Clips auf dem Tablet können gemeinsam ausprobiert werden.

Bei den Grundschulkindern wird es schon kniffliger: Digitale Spielgeräte wie Spielekonsolen stehen auf der Wunschliste, ebenso wie das eigene Smartphone oder der Zugang zu Sozialen Netzwerken. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern entscheiden, was sinnvoll ist. Orientierungshilfe für Eltern samt Kinderperspektive gibt es online unter flimmo.tv

Älteren Kindern und Jugendlichen ist die Abgrenzung von den Eltern wichtig, da sind Auseinandersetzungen über die Mediennutzung vorprogrammiert. Außerdem gewinnen Soziale Netzwerke und Internetdienste für diese Altersgruppe an Bedeutung. So werden Bilder und Filmclips auf WhatsApp oder Instagram geteilt und kommentiert, auf YouTube-Kanälen Trends gesetzt und Neuigkeiten zu Stars auf Twitter verfolgt. Die Onlinewelt der Großen ist aber nicht ohne Stolpersteine: Unangemessene Inhalte, Datenschutzfragen oder auch Cybermobbing können zum Problem werden.

Möglichst wenig persönliche Daten preisgeben

Überwachung im Netz ist zum Beispiel ein wichtiges Thema. Bei allen Zweifeln gibt es einige Tipps, die Kinder und Eltern beherzigen können. Wichtig ist, möglichst wenig persönliche Daten im Netz preiszugeben. Egal, ob bei der Anmeldung auf einer Videoplattform oder bei einem Gewinnspiel. Auch der Umgang mit mehr oder weniger versteckten Werbeformen im Internet will gelernt sein.

Alle sind in der Pflicht, sich an Spielregeln im Netz zu halten. So hat jeder zum Beispiel ein Recht am eigenen Bild – was beim Teilen und Liken auf Facebook und Co. oft aus dem Blick gerät. Auch das Risiko, mit unangemessenen Inhalten oder Cybermobbing in Berührung zu kommen, sollte Kindern und Eltern bewusst sein. Tipps und Anregungen, wie man Kinder für mögliche Probleme sensibilisiert, gibt es unter anderem auf klicksafewebhelm oder i-kiz.

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