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30.04

media:innovations: So viel Innovation macht hungrig

von Bettina Pregel unter Netzwelt Radio TV

Mir brummt der Kopf. Und auch den Besuchern der media:innovations, dem Medieninnovationstag der BLM am 29. April, scheint es nicht besser zu gehen. So viel Input – und das Schlag auf Schlag – zu verarbeiten, erfordert Konzentration. Die Aufbruchstimmung, die sich zeigt, tut einerseits gut. Es werden nicht nur Fragen gestellt und beantwortet, sondern auch Best practice-Beispiele gezeigt. Es bleibt bei aller Euphorie allerdings auch das Gefühl: Das Bild, das hier gezeichnet wird, spiegelt die gesellschaftliche und marktwirtschaftliche Realität noch nicht wider.

Jung, hungrig und neugierig: Aussteller und Teilnehmer der media:innovations im Gespräch. Fotos: Gabi Hartmann/BLM

Ein halbes Jahr lang hat sich ein Team von Axel Springer im Silicon Valley aufgehalten, um das Geheimnis vom Geist, der Innovationen beseelt, zu durchdringen und die digitale Transformation hautnah zu erleben. Bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann ist ein Vollbart dabei herausgekommen, bei Christoph Keese das Buch „Silicon Valley: Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt“. Und das ist einiges, wie Christoph Keese als Keynote-Speaker der media:innovations berichtet.

Hängen bleiben die Begriffe „disruptive Innovation“ und „Plattformen“, denn sie verändern die Spielregeln und Strukturen auf dem Medienmarkt. Weitere Learnings: Die Medienhäuser müssen Plattformen installieren, um den digitalen Wandel bewältigen zu können, auch wenn sie sich damit teilweise selbst kannibalisieren. Und: Eine kleine Genugtuung für alle, die nicht in Unternehmen mit flachen Hierarchien arbeiten: „Nur mit Netzwerken kann auf technologische Disruption reagiert werden. Hierarchische Struktur hat ausgedient.“ Keese bekommt viele interessierte Fragen gestellt und sein persönliches Feedback fasst Moderator Richard Gutjahr in einem Tweet so zusammen:

Was bedeutet eigentlich Innovation?

Der Begriff Innovation wird an diesem Tag so inflationär gebraucht, dass eine griffige Erklärung not tut. Christoph Keese hat sie in einem Interview mit dem BLM-Ausbildungssender afktv parat:

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Den Erfahrungen aus dem Silicon Valley folgen weitere provokante Thesen: Prof. Dr. Klaus Goldhammer stellt den neuen Medieninnovationsmonitor vor, der die Trends zusammenfasst, z.B. „Whats app wird zum neuen Nachrichtenkanal“ oder „Wer braucht noch CNN, wenn es Periscope gibt?“. Die Reaktion: Gemurmel unter den Vertretern der klassischen Fernsehhäuser, die sich angesichts der stabilen Reichweiten in der Gesamtzielgruppe (nicht 14 – 29 Jahre) noch nicht ganz so überflüssig vorkommen, wie es diese Frage suggeriert. Ob Messaging, die wachsende Bedeutung von non-linearem Bewegtbild, Streaming oder „new journalism“ – der im Auftrag der BLM erstellte Medieninnovationsmonitor macht die Entwicklung greifbar und die Aufbruchstimmung spürbar.

Sich selbst hungrig und neugierig halten

Moderator Gutjahr, der schon früh die Chancen der neuen Entwicklung ergriffen hat und jedes Tool und Endgerät (zumindest, wenn es von Apple stammt) sofort ausprobiert, bleibt trotzdem auf dem Boden der Tatsachen, als er von afktv nach seiner Lieblings-Social Media-Plattform gefragt wird: Das sei das Essen hier – soll heißen, die reale Welt für das Networking vor Ort. Soll auch heißen: Veranstaltungen wie diese können durch Social Media-Plattformen (noch) nicht ersetzt werden. Auch eine Prognose zum „nächsten großen Ding im Internet“ will er nicht wirklich wagen, für ihn ist die mentale Haltung der Medienschaffenden am wichtigsten: „sich selbst hungrig und neugierig zu halten“.

https://www.youtube.com/watch?v=4vjxGJRvXZ8#t=11

 

Gegen 12.30 Uhr, kurz vor der Mittagspause, beschleicht einen das Gefühl: So viel Innovation macht hungrig – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Austausch in der Pause zeigt, dass die Veranstaltungsteilnehmer durchaus neugierig und hungrig auf Neues sind, aber genauso wissen: Ohne das eine „to do“ für Startups und Neugründungen auf der Liste von Christoph Keese geht es auch nicht – eine externe Finanzierung oder Venture Capital zu besorgen, gehört einfach dazu.

 

 

media.lab schafft Raum für Ideen und Austausch

Präsentation zum media.lab Bayern

Neben dem Open Space bietet das media.lab auch ein Founders Fellowhsip-Programm.

„Nach den Sternen greifen“ – hört sich visionär an, könnte aber auch so ausgedrückt werden, wie es Prof. Oliver Szasz von der Macromedia University in München umschreibt: „Man muss kreatives Denken und kreatives Selbstvertrauen fördern.“ Dieser Maxime folgt das neue media.lab Bayern, ein Projekt der BLM-Initiative Innovate:media, das beim 2. Medieninnovationstag erstmals vorgestellt wird.

Im Verbund mit dem WERK.1 Bayern, gefördert durch das bayerische Wirtschaftsministerium, soll das media.lab Raum für Ideen und den Austausch von Journalisten, Mediengestaltern, Programmierern und Designern schaffen. Dafür gibt es einen open space“ mit Arbeitsräumen, Projektmitteln, Tools, Kontakten und Mentoren und – ganz wichtig – im Rahmen eines Founders Fellowship-Programms Stipendien, um sich in Ruhe ausprobieren zu können, unabhängig von den Geschäftsmodellen, die Accelerator-Programme von Medienunternehmen verfolgen. Demnächst soll’s losgehen, gleich neben den Ausbildungskanälen in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs. Wer sich schon mal für den Newsletter und weitere Infos vormerken lassen möchte, kann dies unter www.medialab-bayern.de tun.

Die Apple Watch und das Tattoo-Problem

Mal schauen, was da so alles entsteht an neuen journalistischen Formen und Anwendungen für neue Devices wie die Apple Watch, mit deren Hilfe sich übrigens sogar schon Präsentationen steuern lassen. Das demonstriert im Rahmen der ersten Innovationsreihe Oliver Klatt, der die Bluebulletin-App vorführt. Die Zuschauer sind beeindruckt, was Wearables wie die Apple Watch so alles können. Glücklicherweise scheint das Handgelenk von Oliver Klatt „tattoofrei“ zu sein. Sonst hätte es mit der Pulsfunktion der Apple Watch womöglich noch Probleme gegeben und wir wären alle aus der schönen neuen Welt der Technologierevolution in die Welt der Praxistests zurückgeholt worden.

In einem weiteren Praxistest wird auch hart mit den technischen Rahmenbedingungen gekämpft. Die Kolleginnen von der BLM-Radioplattform www.machdeinradio.de, einem Mitmachradio für Bürger in Bayern, versuchen ein Live-Audiostreaming von der Veranstaltung zu senden. Die Twittergemeinde ist glücklich und schickt die gute Nachricht gleich weiter, was so viele Zugriffe verursacht, dass kurzzeitig nichts mehr klappt, weil die Website erst einmal mehr Power braucht. Am Ende des Tages gibt es aber einige interessante Interviews zum Nachhören und demnächst auch mehr Infos, wie mit Hilfe von machdeinradio.de produziert und live gesendet werden kann. Die gute Nachricht zum Schluss: Hurra! Der Hashtag #mit15 gehört zu den Trending Topics des Tages, zusammen mit #merkelschwanger. Was daraus wird?   

Weitere Infos, Präsentationen (von Referenten, die hier nicht zu Wort kamen), Fotos sowie Audio- und Videointerviews:

www.medienpuls-bayern.de, http://storytile.net/blm/, www.afktv.de, machdeinradio.de

 

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