27.06
Local Web: Wer und wo ist der Nutzer?
Location-based Services waren das Schwerpunktthema der Local Web Conference 2014 in Nürnberg. Die Kernfrage der diesjährigen Konferenz: „Wer und wo ist der Nutzer?“.
Au weh, ertappt! Ich habe nicht bei Foursquare eingecheckt. Mein Finger muss leider unten bleiben, als Moderator Michael Praetorius den Praxistest bei den Local Web Conference-Besuchern in Nürnberg macht und nach Foursquare-Nutzern fragt. Ist das jetzt ein Zeichen für Rückschrittlichkeit angesichts der ganzen Szenekenner im Saal? Oder ist es eine bewusste Entscheidung? Irgendwo in meinem Hinterkopf rumort es: George Orwell 2014 lässt grüßen. Will ich wirklich bekanntgeben, wo ich mich gerade aufhalte, selbst, wenn ich es nur meinen „Freunden“ mitteile?
„Geodaten sind das neue Gold“, betonte Keynote-Speaker Nico Lumma. Die ortsbezogenen Dienste als Apps für Smartphones und Tablets, die das ermöglichen, erfahren ein starkes Wachstum. Das zeigt zumindest der Location-based Services Monitor 2014, den die BLM beim Consulting-Unternehmen Goldmedia in Auftrag gegeben hat. Wer mehr darüber erfahren will und noch dazu Best Practice-Beispiele erleben möchte, ist genau richtig in Nürnberg.
Ein informativer Tag: Der Austausch zwischen Medienmachern, Marketingexperten und der Wissenschaft ergänzt die Vorträge. Die Themen-Bandbreite deckt von Content-Fragen über Location Tracking und SoLoMo-Marketing bis hin zu Smart City alles ab, was die neuen Trends im Local Web ausmacht.
Innovative Anwendungen im Dienste des Menschen wie die „wheelmap“ faszinieren: eine Online-Karte zum Suchen, Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte in jeder Stadt (www.wheelmap.org) erleichtert das Leben von Rollstuhlfahrern ungemein, wie Raul Krauthausen von den Sozialhelden e.V. weiß.
Das ganze Interview mit Raul Krauthausen zum Nachhören:
Mit Location Tracking kann dem Nutzer auf Schritt und Tritt gefolgt werden. Doch wer weiß schon, welche Bewegungsdaten oder überhaupt welche persönlichen Daten von einem gesammelt werden, wenn es um die Frage geht: „Wer und wo ist der Nutzer?“ In seiner unterhaltsamen Keynote „Wir sind ja alle sowas von local!“ warnt Nico Lumma, dass die Nutzer in der Regel gar nicht wissen, was da passiert, und fordert: „Der Nutzer muss wieder in die Lage versetzt werden, Herr seiner Daten zu sein!“
Das ganze Interview mit Nico Lumma zum Nachhören:
Kritische Töne zu hören, ist bei all dieser Euphorie wohltuend, denn schließlich geht es nicht nur um neue Erlösmodelle, sondern auch um die gesellschaftlichen Folgen bestimmter Entwicklungen. Zurück zur Marktrealität: Wie gewinnbringend Medienhäuser Content für das Local Web einsetzen können, zeigt das Beispiel der Schweizer Unternehmensgruppe Russmedia. Georg Burtscher erläutert im Interview, welche Wege Russmedia gegangen ist.
Das ganze Interview mit Georg Burtscher zum Nachhören:
Fotos: Ludwig Olah/BayMS
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