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19.03

Journalisten werden zu Moderatoren – ein Gespräch mit Christian Jakubetz

von Bettina Pregel unter Netzwelt

Der Graben zwischen der analogen und digitalen Gesellschaft in Mediendeutschland ist immer noch „erstaunlich tief“, findet Christian Jakubetz. Der Blogger, Buchautor und Medienberater moderiert am 24. März die Diskussion über „Tendenzen im digitalen Journalismus“ in der BLM. Er sieht Journalisten als Moderatoren einer zunehmend digitalen Gesellschaft.

BLMplus: Smartphone, Stift, Neugier, Multitasking-Fähigkeit oder dicke Haut? Was brauchen Journalisten heute mehr als je zuvor?

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Blogger und Buchautor Christian Jakubetz. Foto:  Heike Rost

Christian Jakubetz: Smartphone, Neugier und die dicke Haut auf jeden Fall.  Den Stift kann verwenden, wer mag. Muss man aber inzwischen nicht mehr. Bei der Sache mit dem Multitasking würde ich entschieden widersprechen wollen.  Wer vieles auf einmal macht, macht es meistens schlecht. Ich glaube, die größte Fähigkeit im multimedialen Journalismus ist es, sich auf die jeweils richtige Sache im richtigen Moment zu konzentrieren.

Wie sieht das Berufsbild „Journalismus“ im Jahr 2015 aus, wenn sie es in zwei Sätzen beschreiben müssten?

Journalisten sind Moderatoren einer zunehmend digitalen Gesellschaft. Die Bedeutung der Informationsbeschaffung sinkt, die Bedeutung von Kuration, Moderation und Analyse wächst im Gegenzug erheblich.

 Die „Hoodie“-Journalismusdebatte und die Auseinandersetzung im SPIEGEL haben gezeigt, dass der Graben zwischen „analogen“ und „digitalen“ Medienmachern immer noch besteht. Ist das ein generationenbedingter oder ein strukturell-finanziell bedingter Graben?

Weder noch. Ich glaube sehr daran, dass das viel mit Mentalität zu tun hat. Wer mit Veränderung und zahlreichen Ungewissheiten nicht gut umgehen kann, wird sich mit allem, was mit Digitalisierung zu tun hat, eher schwer tun. Was ich im Übrigen gar nicht böse oder spöttisch meine, im Gegenteil: Letztendlich ist der Wunsch, dass sich nicht allzu viel verändern soll, ein zutiefst menschliches Bedürfnis.

Welche Quintessenz haben Sie aus allen Podiumsdiskussionen, die Sie bisher zur „Zukunft des Journalismus“ erlebt haben, gezogen?

Wir wüssten gerne, wie diese Zukunft mittelfristig aussieht. Wissen wir aber nicht. Für jede Theorie lässt sich momentan auch eine ordentliche Antithese finden. Gerade die Entwicklung der Gerätegattung Tablet zeigt zudem, wie unerwartet viele Entwicklungen immer noch ausfallen. Noch vor Jahresfrist hieß es, es sei das Gerät der Zukunft, werde mittelfristig den Laptop ablösen und das multimediale Endgerät schlechthin sein. Inzwischen zeigt sich, dass die Verkaufszahlen eher enttäuschend sind; stattdessen reden plötzlich alle vom „Phablet“ als das Device schlechthin. Mal schauen, wie lange das wieder hält.

Und was ich tatsächlich auch noch mitgenommen habe: Es existieren in Mediendeutschland zwei Parallelgesellschaften; die eine ist die analoge, die andere die digitale Gesellschaft. Der Graben zwischen beiden ist immer noch erstaunlich tief, was sich bei Debatten über die Zukunft naturgemäß am stärksten zeigt. Ob dieser Graben zuzuschütten ist, bezweifle ich mittlerweile mit jedem Tag etwas mehr.

Die meisten neuen Trends in puncto digitaler Journalismus kommen aus den USA. Welcher neue Trend wird sich in Deutschland als nächstes durchsetzen?

Hochwertiger Journalismus für mobile Endgeräte, insbesondere natürlich Smartphones.  Und: Livestreaming von Bewegtbildern ins Netz. Apps wie Meerkat haben auch und gerade für Journalisten ein enorm hohes Potential.

Weitere Infos: Die Online-Anmeldung zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung von BLM und US-Generalkonsulat ist noch möglich. Auf www.medienpuls-bayern.de sind auch Informationen über das Programm und die Referenten abrufbar.

 

 

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