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05.03

Green Production in der Filmindustrie – eine Frage der Verantwortung

von Lisa Priller Gebhardt unter TV

Gesellschaftliche Verantwortung durch eine umweltschonende und klimaneutrale Produktion wahrnehmen – das haben sich mittlerweile einige deutsche Film- und Fernsehproduktionsfirmen auf die Fahnen geschrieben. Was bedeutet es, die Standards einer „green production“ einzuhalten? Nicht nur bei Sky, sondern auch in anderen Unternehmen am Medienstandort Bayern ist man stolz darauf,  dem Image der „Dreckschleuder“ Filmindustrie etwas entgegensetzen zu können.

Als die Pay-Plattform Sky Ende Januar den Start der Serie „Der Pass“ feierte, waren auf dem roten Teppich 250 Stars und Premierengäste mit von der Partie. Doch nicht nur Glanz und Glamour spielten bei der Launchfeier im Gloria Kino eine wichtige Rolle: Carsten Schmidt, CEO von Sky Deutschland, stellte bei seiner Ansprache heraus, dass es sich bei der neuen Serie um eine Green Production handelt.  Das Engagement im Umweltschutz liegt dem Unternehmen nämlich sehr am Herzen. „Als Europas größte Entertainment-Gruppe nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung sehr bewusst wahr. Dazu gehört auch, Menschen zum Nachdenken und Handeln anzuregen”, sagte Carsten Schmidt auf der Bühne.

Green Production: Plastikabfall und CO2-Bilanz reduzieren

Die Sky-Serie „Der Pass“ ist umweltschonend produziert worden. Foto: Sky

Denn, was viele eigentlich gar nicht so genau wissen: Die Filmindustrie gehört zu den größten Dreckschleudern. US-Wissenschaftler haben errechnet, dass bei den großen Blockbustern zwischen zwölf und fünfzehn Tonnen CO2 erzeugt werden. Einer Berechnung zufolge bringt eine einzige Tonne CO2 rund drei Quadratmeter Eis in der Arktis zum Schmelzen.

Und nicht nur das: Beim Dreh eines Kinofilms landen üblicherweise tausende Plastikbecher im Müll, während ungefilterte Dieselgeneratoren, Auto- und Flugreisen circa 600 bis 1000 Tonnen CO2 in die Luft schleudern.

Dafür, dass die Sky-Serie „Der Pass“ umweltschonend produziert werden konnte, mussten eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt werden. Gespart wurde in der Serie vor allem bei Müll, Strom und Papier. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: Die Hauptdarsteller Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek sowie die gesamte Crew tranken beim Dreh in den Bergen ihren Kaffee nicht aus Wegwerf-Bechern, sondern aus Tassen.

Aus vielen kleinen Aktionen wird in der Summe Großes: „Sky hat 2018 insgesamt über 11 Tonnen Plastik eingespart“, sagt Schmidt. Der Sky-Chef geht davon aus, Einwegplastik bis 2020  komplett aus dem Unternehmen verbannt zu haben, denn nicht nur bei Filmproduktionen wird auf Plastik verzichtet, sondern auch beim Versand von Receivern und Soundboxen.

Umweltzertifikat „Grüner Drehpass“ für Sky-Produktion

Spannende Serie: Die Produktion „8Tage“ hat das Siegel Grüner Drehpass erhalten . Foto: Sky

Auch bei anderen Sky-Produktionen wird der Umweltschutz groß geschrieben: So hat die Serie „8 Tage“, die Anfang März startet, kürzlich das Siegel „Grüner Drehpass“ erhalten. Das Umweltzertifikat, eine Art Ritterschlag der Green-Production-Szene, wird von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein an umweltbewusste Produktionen vergeben und soll Filmschaffende ermutigen, erste ökologische Maßnahmen umzusetzen. Zu den sechs Feldern gehören: Ausstattung (Miete statt Kauf, Verwendung von ökologisch unbedenklichem Material), Catering (regionale Produkte, Mehrweggeschirr), Produktionsbüro (strikte Mülltrennung, umweltfreundliches Papier), Transport (Fahrgemeinschaften, E-Cars, Vermeidung von Flugreisen), Technik (wiederaufladbare Stromquellen, Vermeidung von Generatoren) sowie die Erstellung einer CO2-Bilanz.

Doch nicht nur bei Sky in Unterföhring wird mehr auf den Umweltschutz geachtet. Auch andere Münchner Produktionsfirmen, darunter Wiedemann & Berg, Bavaria Film und Constantin Film, drehen Serien und Shows zunehmend nach grünen Drehstandards und passen ihre Produktionsbedingungen entsprechend an. „Die Bavaria Filmstadt ist der erste klimaneutrale Produktionsstandort in Europa“, heißt es beim Unternehmen, das für „Verstehen Sie Spaß?“ den Grünen Drehpass erhalten hat. Auf Öko-Standards zu achten, macht sich nicht nur für die Umwelt bezahlt, sondern teilweise auch im eigenen Geldbeutel. „Die umweltgerechte Produktion war keinen Cent teurer als eine herkömmliche. Im Gegenteil, in einigen Bereichen haben wir sogar Geld gespart“, betont Philip Gassmann, Spezialist für umweltfreundliches Produzieren.

Bavaria Film mit klimaneutraler Produktion

Vor allem das Thema „Klimaneutrale Produktion“ hat sich das Traditionsunternehmen Bavaria Film groß auf die Fahne geschrieben. Es wurde viel getan in den letzten Jahren, um den ökologischen Fußabdruck um 97,5 Prozent zu verringern. Wie das gelang? Eingeläutet wurde die Energiewende bereits 2012 – die Wärmeversorgung wurde von Gas auf Geothermie umgestellt. Der Strom, der verbraucht wird, speist sich zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Zusätzlich wurden auf den Dächern einiger Neubauten Photovoltaik-Anlagen installiert. Die Bavaria Film produziert 86000 kWh pro Jahr. Das entspricht einer Einsparung von CO2-Emissionen in einer Größenordnung von 55 Tonnen. Zusätzlich wurden alle Leuchtmittel auf Energiesparleuchten und LEDs umgerüstet.

Auch im Kleinen ist man umweltbewusst aktiv: Dazu gehört beispielsweise auch der Einsatz von recyclebaren Studiotrinkflaschen, die Reduzierung des Restmülls um 80 Prozent durch eine sorgfältige Mülltrennung, beidseitig bedrucktes Papier sowie die Nutzung von E-Fahrzeugen und Fahrrädern statt Pkws auf dem Studiogelände. Dutzende Drahtesel stehen für die Mitarbeiter bereit. Als passionierter Fahrradfahrer ist CEO Christian Franckenstein übrigens ebenfalls ohne Auto auf dem großflächigen Gelände unterwegs.

 

 

 

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