08.12
Digitaljournalismus – Ausbildungswege in Bayern
Crossmedia und Digitaljournalismus werden heute in fast jedem Journalismus-Studiengang gelehrt. Es gibt aber nur wenige Angebote, die sich darauf spezialisieren. In der journalistischen Weiterbildung sind digitale Angebote von Suchmaschinenoptimierung über Webvideos bis hin zu Multimedialem Storytelling die begehrtesten Seminare. Ein Überblick über Ausbildungswege für Digitaljournalismus in Bayern.
Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten für digitalen Journalismus
Wie ein „multimediales Schweizer Taschenmesser“ soll der neue Master-Studiengang Multimediale Information und Kommunikation der Hochschule Ansbach für alle Bereiche fit machen. „Die Studierenden werden so ausgebildet, dass sie alles können: Print, Fernsehen und Online“, erklärt Studiengangsleiterin Prof. Renate Hermann. „Denn in der multimedialen Welt muss man heutzutage vieles alleine machen, darauf bereiten wir vor.“ Die Absolventen sollen breit aufgestellt sein, nicht nur im (Video-)Journalismus später arbeiten können, sondern auch als Social-Media-Manager sowie Games- oder App-Entwickler. Durch diesen neuen Master bietet die Hochschule in Westmittelfranken seit dem Wintersemester 2015/2016 ihren dritten Medienstudiengang nach dem Bachelor Multimedia und Kommunikation sowie den Bachelor Ressortjournalismus an.
European Newspaper Award für „Einsteins“
Wie in Ansbach steckt in fast jedem journalistischen Studiengang ein mehr oder weniger großer Anteil an Digitaljournalismus. Häufig verstecken sich crossmediale Studienelemente auch in Angeboten, die andere Namen tragen. Neben der Technischen Universität Dortmund, der Universität Leipzig und der Universität Hamburg gilt die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt als die renommierteste Journalistik-Ausbildungsstätte in Deutschland. Dem Journalistik-Bachelor folgt in der kleinen oberbayerischen Stadt im Altmühltal der Master Journalistik mit dem Schwerpunkt Innovation und Management. Der Eichstätter Journalistik-Professor Klaus Meier gilt als Experte für Redaktionsorganisation, vor allem wie in Newsrooms crossmedial gearbeitet werden kann. Für seine crossmediale Ausbildung ist Eichstätt sogar ausgezeichnet worden: Das Projekt „Einsteins“ ist im Jahr 2012 sogar mit dem European Newspaper Award ausgezeichnet worden.
Einen der modernsten Newsrooms für Digitaljournalismus hat die Universität Passau im neuen Zentrum für Medien und Kommunikation. Hier können im Bachelorstudiengang Medien und Kommunikation redaktionelle Abläufe in Echtzeit simuliert werden. Passau war eine der ersten Universitäten, die einen hohen Informatik-Anteil in ihr Studienangebot integriert hatten. Denn neben journalistischen Kenntnissen spielt im digitalen Journalismus Know-how im Programmieren und im Design eine immer größere Rolle.
Die Fächer Crossmedia sind inzwischen Standard in Medienstudiengängen, egal ob an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm im Bachelor-Studiengang Technikjournalismus/Technik-PR, an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Master Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation sowie im Bachelor Medienmanagement, an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Studiengang Kommunikationswissenschaft oder an der Hochschule Macromedia am Campus München im Bachelor Journalistik. „Die interdisziplinären Masterprogramme der Hochschule stellen Crossmedia ebenfalls als neues Wertschöpfungsmodell für die Medien in den Mittelpunkt“, erklärt Egbert van Wyngaarden, Professor für Drehbuch und Kreatives Schreiben. Der Bachelor-Studiengang Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation an der Hochschule Neu-Ulm zeichnet sich besonders durch seine Interdisziplinarität aus: Im Studium werden die Bereiche IT, Betriebswirtschaftslehre und Kommunikation verknüpft. Es ist möglich, sich auf den Studienschwerpunkt crossmedialer Journalismus zu spezialisieren.
Infoquellen im Internet zu Studiengängen zu Digitaljournalismus
Die Ausbildungssituation ist inzwischen relativ unübersichtlich geworden. Speziell über Medienstudiengänge, -weiterbildungen und Berufsbilder informiert daher seit dem Jahr 2011 das MedienWiki des MedienCampus Bayern. Der MedienCampus ist mit 118 Mitgliedern der Dachverband für die Medienaus- und -fortbildung in Bayern. Gemeinsam mit dem MedienNetzwerk Bayern gibt er außerdem jährlich das „Medien Magazin“ mit einer Übersicht aller Studiengänge in Bayern heraus; dieses kann kostenfrei per Mail an info@mediennetzwerk.bayern angefordert werden. Eine Übersicht über Medienstudiengänge, die allerdings nicht vollständig ist, bietet außerdem die private Website www.medien-studieren.net. Details zu den Studiengängen und Schwerpunkten findet man jedoch ausschließlich in der jeweiligen Modulübersicht der Hochschul-Websites. Eine vollständige Übersicht über die deutschen Medienstudiengänge gibt es online unter www.studienwahl.de. Diese Plattform der Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit ergänzt den jährlich erscheinenden gedruckten grünen Studienführer „Studien- & Berufswahl“, den Klassiker unter den Infobroschüren. Die Hochschulrektorenkonferenz, der Zusammenschluss der deutschen Universitäts- und Hochschulpräsidenten, stellt unter www.hochschulkompass.de einen eigenen Studienführer zur Verfügung.
Crossmediale Volontariate
Auch in Volontariaten spielen crossmediale Übungen und Konzepte eine zunehmend bedeutende Rolle. Die Aus- und Fortbildungskanäle in München, afk tv und M94.5, haben in diesem Jahr erstmals ein crossmediales Volontariat ausgeschrieben. Beim Bayerischen Rundfunk sind beispielsweise Kurse für Mobile Reporting und Trimediales Planen längst Standard, um zu lernen, wie man eine trimediale Einheit organisieren muss und welche Schnittstellen es gibt. Zudem haben die Volontäre einen eigenen Weblog. Auch an der Deutschen Journalistenschule in München und an der Burda-Journalistenschule in Offenburg ist die crossmediale Ausbildung weit fortgeschritten. Für den Leiter der Burda-Journalistenschule, Nikolaus von der Decken, spielt es heute eine große Rolle, dass Journalisten auch Kenntnisse im Programmieren haben. Dies hat er erst wieder auf den Medientagen München auf einer Podiumsdiskussion vehement Schülern geraten.
Im Bereich der Fort- und Weiterbildung gibt es eine Vielzahl an Akademien, die Medienschaffende für die digitalen Herausforderungen fit machen: nicht nur im Bereich Journalismus, sondern auch in der Public Relations, im Bereich Film, Games und Transmedia und in der Medientechnik. Darunter ist beispielsweise die ARD.ZDF medienakademie mit Seminaren wie „Crossmediale Formate entwickeln“, „Multimedial denken und planen – Lernen Sie dirigieren!“ oder „Virtual Reality – Crossmediale Formate der Zukunft“, die nicht nur für Mitarbeiter öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten geöffnet sind.
Fast alle Weiterbildungsinstitutionen haben Crossmedia-Seminare im Angebot. Die Akademiedirektoren berichten, dass diese sowie Mobile- und Video-Kurse derzeit am besten gebucht werden. Das Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) in München, die Katholische Journalistenschule, hat neben ihrem Stipendienprogramm genauso Crossmedia-Kurse im Angebot wie die Akademie der Bayerischen Presse, die Akademie für Neue Medien in Kulmbach, die Stiftung Journalistenakademie Dr. Gabriele Hooffacker in München, das Journalisten-Zentrum Haus Busch in Hagen oder die Akademie für Publizistik in Hamburg.
Bei der Wahl einer Weiterbildung stellt sich immer die Frage, wie spezifisch diese sein sollte. In einem Wochenkurs lässt sich sicherlich nicht das gesamte heutige Online-Wissen vermitteln. In ein paar Tagen oder einer Woche lässt sich aber ein guter Einblick geben in Themen wie Suchmaschinenoptimierung oder Schnittprogramme für Online-Videos wie „Premiere“ oder „Final Cut“. Das heißt: Wenn der allgemeine Titel „Onlinejournalismus“ auf einem Seminarprogramm klebt, sollte man immer nachfragen, was dort genau gelehrt wird.
Markus Kaiser ist Geschäftsstellenleiter der Medienstandort-Agentur MedienNetzwerk Bayern und des MedienCampus Bayern.
Ein Kommentar
Kleine Ergänzung: Digitaljournalistische Projekte umsetzen oder sogar ein digitaljournalistisches Unternehmen gründen, das geht im Media Lab Bayern.