06.02
Mediennutzungsvertrag hilft, Streit zu vermeiden
„Nur noch ganz kurz…“, „bin gleich fertig…“ oder „das ist aber gemein…“: Wohl die meisten Eltern kennen die Diskussionen mit ihren Kindern, wenn es darum geht, dass sie Fernseher oder PC ausschalten bzw. das Handy weglegen sollen. Um Konflikte zu vermeiden, haben die Initiativen klicksafe und Internet-ABC einen Mediennutzungsvertrag ins Netz gestellt, den Eltern und Kinder online abschließen können.
„Ein Kind kann sich den Umgang mit Computer und Internet nicht selbst beibringen. Mit Hilfe des neuen Mediennutzungsvertrags können die Eltern das jetzt mit ihm üben“, sagt Jutta Baumann, Vorstandsmitglied beim Internet-ABC und Medienpädagogik-Referentin der BLM, zur Intention des neuen medienpädagogischen Internet-Tools.
Eine Überlegung, die auch den zweifachen Papa Ralph Caspers, bekannt aus „Die Sendung mit der Maus“ und „Wissen macht AH!“, überzeugt hat, das Vorhaben zu unterstützen: „Mit Verträgen kann man nicht früh genug anfangen. Mit dem Mediennutzungsvertrag regeln Eltern und Kinder einen wichtigen Teil ihres Familienlebens.“
Individuelle Regeln formulieren
Und das geht ganz leicht: Erst einmal wählt man unter https://www.mediennutzungsvertrag.de/ die passende Altersgruppe aus (bis oder über zwölf Jahre) und dann geht es auch schon los: Wie lange darf ferngeschaut werden? Auf welchen Internetseiten kann gesurft werden? Was mit persönlichen Daten machen? Wie bei Cybermobbing verhalten? Für diese und weitere Fragen stehen Vorlagen bereit, die ganz individuell an die jeweilige Situation angepasst werden können. Damit die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, gibt es auch entsprechende Elternregeln. Am Schluss unterschreiben beide – Eltern und Kinder.
„Vieles schleift sich einfach so ein“
Christiane Knabben-Krause hat es ausprobiert und vor sieben Wochen mit ihrer achtjährigen Tochter Lara einen Mediennutzungsvertrag unterzeichnet. Wir haben mit ihr über den Mediennutzungsvertrag gesprochen.
blmplus.de: Warum haben Sie mit Ihrer Tochter den Mediennutzungsvertrag unterzeichnet?
Weil man sich als Eltern dahinter verstecken kann! (lacht) Nein, im Ernst: Ich finde, der Mediennutzungsvertrag ist ein wunderbarer Anlass, sich intensiv mit den Mediennutzungsgewohnheiten zu Hause auseinanderzusetzen. Vieles schleift sich ja auch einfach so ein, ohne dass es sinnvoll ist. Wer zusammen mit seinem Kind einen Mediennutzungsvertrag aushandelt, der macht sich den heimischen Medienumgang bewusst und sucht nach Regeln, die zu einem passen.
Welche Regeln lagen Ihnen besonders am Herzen?
Unsere Tochter ist erst acht und hat noch kein Handy – deshalb ging es bei uns in erster Linie um Fernseh- und manchmal auch Computerspielzeiten. Sehr gut finde ich, wie differenziert man die Regeln im Mediennutzungsvertrag formulieren kann und dass man jeder Zeit nachbessern kann. Das haben wir auch schon getan: Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass man zwischen Freizeitnutzung und schulischer Nutzung des PCs unterscheiden muss.
Der Deal beim Mediennutzungsvertrag ist ja, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern Regeln einhalten müssen. Welche Regeln gelten für Sie?
Wir Eltern dürfen nicht mehr am Esstisch auf das Handy oder Tablet schauen. Während der Mahlzeiten schnell die Mails oder das Wetter checken – das geht nicht mehr.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Mediennutzungsvertrag gemacht?
Die erste Woche war echt schwer – gerade für mich, die ich schnell nachgebe und gern mal noch eine Viertelstunde länger fernsehen erlaubt habe. Ist ja auch manchmal praktisch, wenn man selber noch was zu erledigen hat. Das ist vorbei. Aber letztlich hilft uns der Mediennutzungsvertrag sehr. Wir verschwenden weniger Zeit mit der Diskussion über die Mediennutzung. Vor allem in den nächsten zwei bis drei Jahren versprechen wir uns dadurch echte Entlastung. Wenn das Internet eine immer größere Rolle spielt, kann man über den Mediennutzungsvertrag ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben über all die damit verbundenen Themen.
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