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09.02

Ein Smartphone mit 10?

von Stefanie Reger unter Jugendschutz Medienkompetenz

Dr. Kristina Hopf

Dr. Kristina Hopf, BLM

Ein Beitrag von Dr. Kristina Hopf, Referentin im Bereich Medienkompetenz und Jugendschutz der BLM

Kinder brauchen mit 10 Jahren noch kein Smartphone. Sie sind sich in diesem Alter der vielfältigen Gefahren und der möglichen gravierenden Konsequenzen noch nicht bewusst und haben den richtigen Umgang mit dem Netz zumeist noch nicht ausreichend verinnerlicht. Kettenbriefe mit Morddrohungen, Cybermobbing, Abo- und Kostenfallen, sexuelle Belästigungen sowie Gefahren für den Schutz der eigenen Daten und Persönlichkeitsrechte sind nur ein Bruchteil der möglichen Gefährdungen im Internet, die mit dem mobilen Endgerät der Aufsicht der Eltern entzogen sind.

Eltern fragen häufig danach, ab wann sie dem Wunsch ihres Kindes entsprechen sollten, ihnen ein Smartphone anzuschaffen. Sich auf ein genaues Alter festzulegen ist nicht leicht. Der Vergleich mit der Situation im Straßenverkehr verdeutlicht die Problematik. Ab welchem Alter sind Kinder in der Lage, alleine zur Schule zu gehen? Die einen schaffen es schon in der ersten Klasse nach ein paar Tagen Übung unter Anleitung und in Begleitung der Eltern, die anderen gehen noch in der vierten Klasse nicht alleine zur Schule – teils weil sie es sich selber noch nicht zutrauen, teils weil die Eltern es den Kindern noch nicht zutrauen. Das was für die Beurteilung der Gefahren im Straßenverkehr und die individuellen Fähigkeiten der Kinder gilt, gilt ebenso im Umgang mit dem Smartphone und dem dadurch eröffneten Zugang zum Internet. Daher erscheint die Nutzung eines Smartphones frühestens dann nicht mehr verfrüht, wenn Kinder über das nötige Wissen und die erforderliche Erfahrung mit dem Internet am heimischen PC verfügen. Es ist also entscheidend, wie gut Kinder mit den im Smartphone integrierten Funktionen umgehen, wie sicher sie sich im Netz bewegen und wie gut sie ihre Daten dabei schützen können. Wichtig ist es, dass Kinder zunächst in Begleitung der Eltern im Internet waren und von diesen über die möglichen Gefahren und die möglichen Handlungsoptionen im Ernstfall aufgeklärt sind. Denn die Möglichkeiten elterlicher Kontrolle von Smartphone und Internet sind sehr eingeschränkt. Es gibt keine technischen Schutzmechanismen oder Internetfilter, die ein Kind komplett vor möglichen negativen Einflüssen durch das Netz bewahren.

Auch ein anderer Aspekt spricht dafür, die Nutzung von Smartphones nicht zu früh zu beginnen, denn Kinder neigen oft dazu, alles, was sie begeistert, im Übermaß zu nutzen. Dies kann auch zu einem Konfliktpotential in der Familie führen, wenn das Smartphone zum Mittelpunkt des sozialen (Familien-)Lebens wird.

Viele Eltern möchten das Smartphone auch, um ihre Kinder jederzeit erreichen zu können, und auch, damit sie ihre Kinder im Notfall anrufen können. Diese Argumente sprechen aber nicht zwangsläufig für ein Smartphone, sondern möglicherweise für den früheren Einsatz eines „altmodischen“ Handys mit dem man Telefonieren und Kurznachrichten verschicken kann, ohne eine Internetnutzung zu offerieren. Startet man zunächst mit der Verwendung eines klassischen Handys für das Kind, lernt dieses auch erst einmal den Umgang mit den Kosten, die durch ein Handy entstehen.

Hat Ihr Kind schon ein Smartphone? Wir freuen uns über (Gegen-)Meinungen zum Thema im Kommentarfeld.

Lesen Sie mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe des BLM-Magazins TENDENZ! Sie können auf unserer Website im E-Paper blättern. Gerne nehmen wir Sie auch unter www.blm.de kostenlos in unseren Verteiler auf.

Ein Kommentar

Ein Kommentar zu: Ein Smartphone mit 10?

  1. ZImmermann Barbara sagt:

    Unsere Jüngste ist 12 Jahre alt und hat bewusst ein altmodisches Handy, damit sie für uns erreichbar ist. Auch ihre älteren Geschwister haben erst mit 14 Jahren ein Smartphone bekommen. Leider läuft die whatsapp-Gruppe der Kleinen jetzt über das Handy der älteren Schwester, was oft zu Konflikten führt, durch die Schwester aber regelbar und kontrollierbar bleibt. Mit dem Argument, die Großen haben auch erst mit 14 ein Smartphone bekommen, können wir den Konsum auf diese Weise einbremsen. Dieses Argument akzeptiert sie, wenn auch zähneknirschend, weil alle anderen haben „ja schon ein I phone 5 oder I Phone 6“ – der Druck von außen ist der Schlimmste.

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