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01.07

Des Radios neuer Feind?

von Marcel Tuljus unter Netzwelt Radio

Ohne Lenker, ohne Gas und ohne Bremse - der Prototyp des Google Wagens

Ohne Lenker, ohne Gas und ohne Bremse – der Prototyp des Google Wagens

Google hat Bilder des ersten selbstfahrenden, völlig autarken Autos gezeigt. Außer einem Notfallknopf besitzt das Testvehikel keine Instrumente – weder Gaspedal, noch einen Blinker, sogar das Lenkrad fehlt. Bis die Wagen serienreif sind, wird es noch ein paar Jährchen dauern, aber der Gedanke, dass man sich in Zukunft nicht mehr aufs Fahren, Schalten und Lenken konzentrieren muss, ist so verstörend wie reizend.

Was könnte man nicht alles gleichzeitig machen. Ein Nickerchen halten, mit dem „Beifahrer“ angeregt und Aug in Aug diskutieren oder einfach am Smartphone Nachrichten lesen. Ein selbstfahrendes Auto wäre ein Ort der Entspannung, ein Ort, um schnell mal den Facebook-Status zu aktualisieren oder eine WhatsApp Nachricht zu schreiben. Des Deutschen Liebstes wäre plötzlich keine Punkteschleuder mehr, bei der Multitasking-Fähigkeiten zu einem gefülltem Konto in Flensburg führt.

Was hat das Radio damit zu tun?

Und hier liegt auch plötzlich eine Gefahr. Das Radio begleitet uns zu einem großen Teil an Orte, an denen wir nicht zu sehr eingreifen können oder wollen: zum Beispiel im Büro, im Bad oder im Auto. Knapp 26 % Prozent der Radionutzungsdauer entsteht laut Funkanalyse Bayern 2013 im Auto (analoger + digitaler Empfang). 83 Prozent der Bayern besitzen ein analoges oder digitales Radiogerät im Wagen. Das Auto ist mit dem heimischen Empfang über die Stereoanlage & Co. das wichtigste Nutzungsszenario.

Dem Radio schreibt man Begriffe wie Sekundärmedium oder Nebenbeimedium zu. Was aber, wenn die Zeit abnimmt, in der ich etwas nebenbei machen muss? Wenn ich den Wagen nicht mehr steuern muss, sondern die Hände frei habe? Was, wenn ich während dem Arbeitsweg Zeit habe die Nachrichten auf Knopfdruck über den Boardcomputer oder das Smartphone abzurufen und mich mehr mit meiner Musikstreaming-Playlist zu beschäftigen? Ist das eine Bedrohung für das Radio, wie wir es kennen? So kann aus dem Wettbewerbsvorteil „Nebenbeimedium“ plötzlich ein Nachteil werden.

Ein Blick in die S-Bahn, den Bus oder in die Trambahn zeigt, wie ein solches Nutzungsszenario aussehen könnte. Während ich die Nachrichten über eine kostenfreie App lese, höre ich gleichzeitig meine Playlist und nebenbei schreibe ich mit einem Freund über die Abendplanung. Ob, wann und wie ein selbstfahrendes Auto die Mediennutzung beeinflusst, werden wir erst in vielen Jahren erfahren. Wenn und falls es die Wagen in die Serienreife schaffen.

Und so sieht das Projekt im Google Werbevideo aus:

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Wie ZEIT ONLINE berichtete, plant Volvo zusammen mit der Stadt Göteborg und dem schwedischen Verkehrsministerium einen Pilotversuch für automomes Fahren. Laut dem Artikel rechnet der Volvo-Entwicklungschef Peter Mertens  nicht damit, dass sich vor 2030 autonomes Fahren außerhalb von speziell präparierten Strecken als selbstverständliche Fortbewegungsart durchsetzt. Aber was sind schon 15 Jahre…

Bild: Screenshot YouTube, Google Self-Driving Car Project

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