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01.07

Zum Nachtisch Codehäppchen – Coden lernen im MediaLab Bayern

von Christoph Gschossmann unter Netzwelt

Das Startup „Cook and Code“ will die Berührungsängste vor dem Programmieren abbauen. Mit Fingerfood – und einem Trinkspiel. Der Workshop im MediaLab Bayern am 28. Juni ist gut gefüllt. Alle wollen das Coden lernen.

 if (biersorte==“HELLES“) {alert(„Richtig!“)}. Das ist eine der ersten Zeilen, die die Teilnehmer des Programmier-Workshops von „Cook and Code“-Gründer Alexander Hoffmann im Media Lab Bayern in ihre Laptops tippen.

Cook and Code - Workshop im MediaLab BayernDie if-Verzweigung ist schon so etwas wie das Highlight des Einsteigerkurses, an dessen Ende ein selbst programmiertes Trinkspiel stehen soll. Einige fragende Gesichter gibt es an den Tischen. Bei manchen klappt es noch nicht so ganz. Trotzdem wird viel gelacht. Und gegessen.

Coden lernen für die Arbeitswelt

Und wie geht es Ihnen? Verstehen Sie den Codeschnipsel? Falls nicht, fallen Sie vermutlich genau in die Zielgruppe von Cook and Code. Hoffmanns Startup füllt eine Lücke, die seiner Ansicht nach in unserer immer technikbezogeneren Gesellschaft klafft: Es herrscht ein eklatanter Mangel an Programmierern. Aber genauso fehlt vielen die Motivation, sich auf diesem komplex anmutenden Feld weiter zu bilden.

Nicht weniger als 41.000 Fachkräfte sollen laut Kennzahlen des BITKOM-Verbands in Deutschland aktuell fehlen. Auch die Wissenschaft schlägt Alarm. So warnt Professor Dr. Michael ten Hompel vom Fraunhofer IML in Dortmund: „Wir müssen in Deutschland künftig Software produzieren wie Autos.“

Selbst denjenigen, die sich beruflich nicht explizit in diesem Feld sehen, stünde ein Grundverständnis für das Coden gut zu Gesicht. Jedes dritte Unternehmen hält zusätzliche Kenntnisse rund um die Programmierung für ihre Mitarbeiter für notwendig. Verständlich, in einer Geschäftswelt, deren Fixpunkt immer mehr das Internet darstellt. Das Coden wird aber häufig immer noch mit dem antisozialen Kellerhocker in Verbindung gebracht – dem Nerd.

Berührungsängste abbauen

Genau da kommt „Cook and Code“ ins Spiel. Hoffmann möchte die Berührungsängste mit dem Programmieren abbauen, und an diesem Abend funktioniert das ganz ausgezeichnet. Essen verbindet, und das macht sich Hoffmann zunutze.

Seit Herbst 2015 bringt der 27-jährige Fachinformatiker Menschen in bewusst lockerer Atmosphäre zusammen, um ihnen die ersten Häppchen Code schmackhaft zu machen. Die meisten haben Fingerfood mitgebracht, von dem viel verputzt ist, noch bevor die ersten Zeilen getippt sind.

Dann geht es los: HTML und Javascript. Die allerersten Schritte. <prompt> etwa steht für ein Eingabefenster, in das der User etwas tippen kann. Natürlich kommen schnell Fragen auf. Wo ist bitteschön diese geschweifte Klammer auf der Macbook-Tastatur? Wieso funktioniert diese Schleife bei mir nicht?

Ruhig und mit einem Lächeln beantworten Hoffmann und einer seiner Helfer alle Probleme. Im Mountain-View-Raum des Media Labs herrscht trotz des heißen Abends mit gut 30 jungen Menschen großer Andrang.

Alexander Hoffmann von Cook and Code

Alexander Hoffmann weist die Neu-Coder ein. Fotos: MediaLab Bayern

Programmier-Kurse im Café oder am Strand

Viele sind Journalisten, einige Studenten, andere arbeiten in ganz anderen Sparten. Das Lerntempo ist bewusst langsam, viele haben zuvor noch nie eine Zeile Code geschrieben. „Heute ist es schon eine größere Veranstaltung für mich“, erklärt Hoffmann. „Sonst sind es eher kleinere Gruppen von vier bis zwölf.“

Wie meistens bei seinen Seminaren sind die Teilnehmer heute zu einem überwiegenden Anteil („meistens um die 80 Prozent“) weiblich. Die Veranstaltungen finden in Cafés, in Biergärten oder sogar in einem Sommerkurs am Strand von Lissabon statt.

Als die Zeit um ist, werden reihum die Trinkspiele ausgetestet. Von einfachen Frage- und Antwortspielen nach dem Motto „Antwort falsch – trinken!“ bis hin zu recht kreativen Ansätzen wie „Ich packe meinen Koffer“ (Man muss immer dann trinken, wenn man den „Koffer“ des Mitspielers nicht genau wiedergeben kann) haben sich die Teilnehmer einiges überlegt.

Ihr Interesse am Coden ist definitiv geweckt, zeigt ein Meinungsbild nach dem offiziellen Teil. Viele würden gerne mehr wissen, mehr Befehle lernen, mehr ausprobieren können. Von Berührungsängsten ist nichts (mehr) zu spüren.

HTML für Feinschmecker

HTML für Feinschmecker

Das vegetarische Coding-Kochbuch „HTML für Feinschmecker

Und für alle, die keine Möglichkeit haben, die Kurse im Münchner Raum zu besuchen, hat Hoffmann auch ein Kochbuch veröffentlicht: das Coding-Kochbuch HTML für Feinschmecker. Darin mixt er leichte Rezepte mit Programmier-Übungen für Einsteiger.

„Coden scheint auf immer mehr Interesse zu stoßen“, sagt Hoffmann. Sein Ziel ist es, künftig nicht weniger als vier Veranstaltungen in der Woche anzubieten. Diese umfassen sowohl Einsteigerkurse als auch Pakete. In drei Terminen die eigene Website zu schreiben, zum Beispiel. 15 Mentoren stehen ihm bereits zur Verfügung, und es werden mehr.

Der Workshop am 28. Juni war wegen der Kooperation mit dem MediaLab Bayern gratis, ansonsten verlangt Hoffmann 30 Euro für eineinhalb Stunden. Wer allerdings Essen mitbringt, bezahlt deutlich weniger. Die Workshops sollen für jeden bezahlbar bleiben. Das Motto von Cook and Code lautet schließlich nicht umsonst: Jeder kann programmieren.

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