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24.02

Bleibt der Radioplayer der Privatradio-Aggregator?

von Stefan Sutor unter Netzwelt Radio

Seit Anfang des Jahres ist der Radioplayer in Deutschland am Start. Immer mehr private Radiostationen spielen ihre Livestreams über den Popup-Player oder eine der für iOS, Android, Amazon oder Windows Phone angebotenen Apps aus. Damit reagieren die Hörfunksender, darunter auch einige aus Bayern, auf die zunehmende Bedeutung der Online-Radionutzung.

radioplayer

Auch aus Bayern sind einige Hörfunksender im Radioplayer vertreten.

Auch kleinere Stationen sind über den Radioplayer auf allen relevanten Geräten vom Smartphone bis zum Smart-TV und bald auch im Smart-Car vertreten. Zu den ersten Anwendern aus Bayern gehören Radio Trausnitz, unser Radio Passau, die Sender aus den Funkhäusern Nürnberg und Regensburg und ego fm.

Es geht darum, einerseits auf die zunehmende Radionutzung via Smartphone zu reagieren. Laut Funkanalyse Bayern 2014 hören schon 40 Prozent über das Internet Radio, 10,7 Prozent ein- bis mehrmals die Woche. Und andererseits, in den Weiten des Netzes gefunden zu werden: 2670 Webradios und ca. 7000 von Usern generierte Audiostreams allein aus Deutschland konkurrieren bereits um Klicks und Hördauer, so der Webradiomonitor. Daneben wachsen die Hörerzahlen der Musikstreamingdienste wie Spotify oder Deezer. Radio befindet sich online in einer ganz anderen Wettbewerbssituation und hier will der Radioplayer ansetzen, um über alle Plattformen hinweg, die Radiostreams für die Nutzer einfach auffindbar zu machen.

Vorbild England

17 Radiounternehmen aus Deutschland haben sich zusammengetan und die Radioplayer Deutschland GmbH gegründet, um den britischen Radioplayer auch in Deutschland zu etablieren. In Großbritannien scheint gelungen, was hier noch in weiter Ferne ist. Unter dem Motto „UK radio in one place“ liefert der Radioplayer alle privaten Stationen und öffentlich-rechtlichen Radioprogramme der BBC in einem Player. Damit hat sich die britische Radioindustrie schon vor Jahren darauf verständigt, online die gleiche Technik zu benutzen, um es dem Nutzer möglichst einfach zu machen, online Radio zu hören. Der Player erlaubt es, wie andere Radio-Apps von radio.de oder tunein auch, mit einem Klick zum Wettbewerber zu schalten. Zumindest die öffentlich-rechtlichen Programme werden in Deutschland da wohl in nächster Zeit nicht zu finden sein. Auch keine der zahlreichen nicht lizenzierten Webradios; für diese scheint die Tür zum Radioplayer verschlossen.

Allianz gegen Aggregatoren

Hauptziel der neuen Plattform ist es offensichtlich, in einem Markt, in dem die Vermarktung der Onlineradionutzung immer mehr an  Bedeutung gewinnt, wieder Herr über die Prestream-Werbung zu werden. Allein radio.de kann monatlich 14,4 Mio mobile Visits (laut IVW 12/2014) ausweisen. Tendenz steigend. Beim Radioplayer vermarkten die Radios ihre Online-Zugriffe selbst bzw. erhalten einen Erlösanteil von ihrem Vermarkter. Voraussetzung sind natürlich relevante Zugriffszahlen. Und über die entscheidet der Nutzer. Dieser kann sich entscheiden, ob er sein Lieblingsprogramm weiter über die App der Radiostation, über den auch mobil gut funktionierenden Radioplayer oder  die App eines Radio-Aggregators hört.

Radioinhalte finden

Der Radioplayer jedenfalls bietet einen einfachen Zugang zu allen Inhalten der privaten Radiostationen. Und zwar nicht nur zu den Livestreams, sondern auch zu den Podcastangeboten. Über ein Suchfenster können zudem alle Inhalte – auch die Liveprogramme – durchsucht werden. Zumindest theoretisch gibt man seinen Wunschtitel ein und klickt dann auf die Station, die diesen gerade spielt. Natürlich funktioniert das nur, wenn die Stationen entsprechende Metadaten übermitteln. Der Radioplayer bietet zudem ein großes Playerfenster, das mit Inhalten der Radiostation individuell gefüllt werden kann: Nachrichten, Links zu weiteren Channels oder der Facebook-Stream lassen das Playerfenster zu kleinen Senderwebsites werden, was zumindest manche Apps überflüssig machen dürfte.

Fehlt der gemeinsame Wille?

Derzeit ist der Radioplayer die Plattform der privaten Radios und ihrer Webchannels. Sollten die öffentlich-rechtlichen Programme tatsächlich dazu kommen, würde das Angebot mächtig werden, vor allem, weil dann auch alle On-Demand und Podcast-Inhalte der öffentlich-rechtlichen Radiostationen einfach zugänglich wären. Bis dahin suchen sich die Nutzer weiterhin durch verschiedene Apps, Aggregatoren und Plattformen. Es gibt viel zu entdecken, aber so einfach wie es mit dem Radioplayer sein könnte, ist es noch nicht. Vielleicht fehlt da doch der gemeinsame Wille.

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