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02.11

Tatfunk 2016: Träume, Duelle und wahre Freundschaft

von Elena Lorscheid unter Radio

Tatfunk – ein sprechender Name für einen Radiowettbewerb, an dem jedes Jahr Schulklassen aus ganz Deutschland teilnehmen. Die Preisverleihung für die besten Radiobeiträge 2016 fand dieses Jahr am 26. Oktober im Rahmen der Medientage München auf dem Mediencampus-Areal statt. Die ersten drei Preise gingen an Gymnasien in Wittstock, Ottobrunn und Bamberg.

Großer Applaus und viel Lob für die Tatfunker

Tatfunk-Radiowettbewerb 15/16

Alle Gewinner des Radio-Wettbewerbs auf einen Blick. Fotos: BLM

Unterstützt von Profis können Schülerteams eine eigene Radiosendung innerhalb eines Schuljahres produzieren. Das Projekt „tat:funk“ der Stiftung Zuhören ist bei den Jugendlichen aus der Oberstufe ein begehrter Wettbewerb und oft die erste Erfahrung, die sie mit dem Radio und dem Mikrofon machen dürfen.

Die Jury nahm im vergangenen Schuljahr 12 Gymnasien in die engere Auswahl und vergab schließlich drei Preise. Gastgeber der Preisverleihung waren die Stiftung Zuhören, der Bayerische Rundfunk und die Bayerische Landeszentrale für neue Medien.

Obwohl Moderatoren und Juroren inzwischen einige Tatfunk-Wettbewerbe begleitet haben, waren sie dieses Jahr ganz besonders beeindruckt von der Vielfalt der ausgesuchten Themen und der Kreativität der Jugendlichen. Überraschend professionell, sorgfältig und mutig hatten die Schüler ihre Beiträge gestaltet und schreckten auch vor ernsten und traurigen Tönen nicht zurück.

Omas Traum und die Gefahr der Freiheit

Tatfunk-Radiowettbewerb 15/16

3. Preis für das Gymnasium Wittstock/Dosse.

Der dritte Preis ging 2016 an das städtische Gymnasium Wittstock für ihren Beitrag „Freiheit auf zwei Rädern“. Die Schüler führten uns in ihrem Hörspiel in das Leben von Laura, die ihrer Großmutter auf dem Sterbebett das Versprechen gibt, ihr altes Moped wieder flottzumachen. Trotz vieler Bedenken der Eltern gelingt es Laura, nicht nur das Gefährt zu reparieren, sondern auch noch heimlich den Moped-Führerschein zu machen.

Hans Sarkowicz vom HR lobte vor allem die Leistung der Sprecher, die Gestaltung und den Inhalt des Beitrags. Begeistert war die Jury auch vom Soundtrack der siebziger Jahre, der Lauras Entwicklung zur Mopedliebhaberin musikalisch begleitet. Darüber hinaus wurde durch authentische Geräusche wie beispielsweise Mopedbremsen oder dem Klopfen auf einen Tank eine dichte Atmosphäre erzeugt und auch Aufnahmeorte wie die Werkstatt, das Fußballfeld, der Flugplatz oder der Schulhof waren akustisch gut wahrzunehmen. Hört doch einfach mal rein:

Lange Reise und ein Duell der Nationen

Das Gymnasium Ottobrunn bekam den zweiten Preis für die Sendung „An Audiobook on being Scottish“ überreicht. Sie freuten sich über die anerkennenden Worte von BLM-Präsident Siegried Schneider, der das Projekt als überaus gelungen lobte.

Tatfunk-Radiowettbewerb 15/16

2. Preis für das Gymnasium Ottobrunn bei München.

In der besonderen Rahmenhandlung eines Wettbewerbs der Nationen zwischen einem Bayern und einem Schotten wird der Hörer nach Schottland geführt.

Dort stößt er immer wieder auf feine Eigenheiten der schottischen Redensart, der Küche, der Musik und der Bräuche. All dies wahrgenommen durch die Perspektive eines Bayern, der das Land in seinem Dialekt kommentiert.

Den Schülern, die selbst mit Mikrofon und Aufnahmegerät nach Schottland aufgebrochen waren, gelang es, die Reise mit großer Lebendigkeit aufzuzeichnen und den Beitrag originell umzusetzen. Die witzige Idee, die gründliche Recherche und die spannende Unterhaltung hatten die Jury restlos überzeugt. Achtung, die Reise geht los!

Das traurige Schicksal einer Mädchenfreundschaft

Im Finale siegte die Sendung „Ich will hier raus – aus dem Leben einer Magersüchtigen“ des Maria Ward Gymnasiums aus Bamberg. Das Gymnasium hatte sich bereits in den letzten Jahren mehrere Male beim Tatfunk beworben, jedoch ohne einen Preis zu gewinnen. Dieses Mal bekam es gleich den ersten Platz.

Die Moderatoren hakten nach. Wie waren die Schüler auf das ernste Thema gekommen? Sie erzählten, dass es bei ihnen eine betroffene Mitschülerin an der Schule gab und das Mädchen seitdem vom Unterricht fernblieb. Dieser Verlust hatte die Schüler so sehr beschäftigt, dass sie auf die Idee kamen, einen Radiobeitrag zum Thema Magersucht zu produzieren.

Tatfunk-Radiowettbewerb 15/16

Der 1. Preis ging an Gymnasiasten aus Bamberg.

Aufrichtig, ernst und mit klarer Sprache berichten sie über Emma und Olivia und deren Essstörung. „Ihr habt doch alle keine Ahnung“, sagt Emma mit tonloser Stimme und einer Resignation, bei der sich dem Hörer die Nackenhaare aufstellen.

Klaustrophobische Geräusche, dumpf wie aus einem Fahrstuhl, Schritte, die auf dem Gang hallen, Emmas verwirrte Gedanken und ihre dunklen Gefühle, an denen sie die Hörer teilhaben lässt, und immer wieder verstummt – all dies sind Elemente, die die Schüler mit einem authentischen Handlungsablauf stimmig und technisch hervorragend produziert haben.

Für Franz Bumeder vom Bayerischen Rundfunk ist der Beitrag kognitiv und emotional hochanspruchsvoll. Die Jury war sich selten so einig bei der Vergabe des ersten Platzes. Hört selbst, Gänsehaut-Feeling pur:

Tatfunk-Radiowettbewerb 2016: Tolle Stimmung, tolle Beiträge

Wir bedanken uns bei der Jury, bei allen Lehrern und Coaches und allen Tatfunkern für diesen tollen Wettbewerb. Es bleibt festzuhalten, dass sich hier bereits die Radiostars und Journalisten von morgen tummeln.

Sie zu entdecken und zu fördern, ist die Mission des bundesweiten Tatfunk-Wettbewerbs, der nächstes Jahr in eine neue Runde geht.  Die Schüler freuen sich, im Rahmen des Wettbewerbs erste Radioerfahrungen zu sammeln:

Hier könnt ihr euch für das nächste Schuljahr für Tatfunk bewerben. Wer die Gewinnerbeiträge aus diesem Jahr noch einmal in Ruhe nachhören will, kann das auf der Website der Stiftung Zuhören und auf der BLM-Website tun.

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