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22.09

Medienkompetenztage Bayern: Aktionen statt Lippenbekenntnisse

von Bettina Pregel unter Medienkompetenz

Gewischt ist schnell, gelöscht nur schwer. Das Internet und soziale Medien haben die Kommunikation unter Kinder und Jugendlichen verändert. Über die Risiken sind sich die immer jüngeren Nutzer aber häufig nicht bewusst. Lippenbekenntnisse zur Medienkompetenz bringen da nur wenig, aktive Förderprojekte mehr. Um die Aufmerksamkeit für diese Projekte zu stärken, finden vom 29. September bis 1. Oktober 2014 die Medienkompetenztage Bayern statt, an denen auch die BLM und die Stiftung Medienpädagogik Bayern beteiligt sind.

Der kleine Dreijährige mir gegenüber in der U-Bahn wischt begeistert über sein Tablet und lässt die Augen nicht vom Spiel, die Mutter daneben wischt über ihr iphone und vertieft sich in ihre Whats app-Nachrichten. „Total digital“ unterwegs zu sein, ist für Kinder und Jugendliche heute nicht nur Alltag, sondern fast schon Pflicht, insbesondere die Beteiligung an sozialen Netzwerken oder Kommunikationsdiensten wie Whats app. Während es die Kids spannend finden, digitale Spuren im Internet zu setzen, zerbrechen sich manche Eltern (viele aber auch nicht!) den Kopf darüber, wie sich diese Spuren wieder verwischen lassen. Die Themen Persönlichkeitsrechte und Datenschutz rücken angesichts der Datensammelwut der Unternehmen („Big Data“) stärker in den Fokus der Öffentlichkeit.

MedienkompetenztageUm reflektierte Mediennutzung zu vermitteln, sollten Elternhaus und Schule an einem Strang ziehen. Dabei darf es nicht darum gehen, nur das Internet-Gespenst an die Wand zu malen, sondern auch die Chancen der neuen Welt zu verdeutlichen. Statt Plattitüden wie „Das Internet ist kein Kinderspielplatz“ sind landesweite Förderprojekte gefragt.  Doch vielen Eltern, Lehrern und Schülern ist das breite Angebot an Medienkompetenz-Projekten in Bayern gar nicht so bekannt. Gebündelt werden sie jetzt im Rahmen der Medienkompetenztage Bayern vom 29. September bis 1. Oktober mit mehr als 70 Einzelveranstaltungen in verschiedenen Städten vorgestellt. Bayerns Medienstaatssekretär im Wirtschaftsministerium, Franz-Josef Pschierer, sieht Medienkompetenz als „Schlüssel zum schulischen, beruflichen und persönlichen Erfolg“ und will deshalb mehr Aufmerksamkeit für die entsprechenden Fördermaßnahmen schaffen.

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BLM-Präsident Siegfried Schneider setzt auf Elternberatung.

Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien und die von ihr getragene Stiftung Medienpädagogik Bayern engagieren sich mit verschiedenen Angeboten bei den Medienkompetenztagen, vor allem für Eltern, Lehrer und die Öffentlichkeit. Denn gerade der Beratungsbedarf der Eltern sei gestiegen, betont BLM-Präsident Siegfried Schneider: „In der heutigen Zeit, in der ein Smartphone bereits für viele Kinder und Jugendliche einfach dazugehört und Cybermobbing kein Fremdwort ist, müssen Eltern die schnelllebigen Medienwelten ihrer Kinder verstehen und auch Erziehungsverantwortung übernehmen.“

Zum Auftakt der Medienkompetenztage gibt es am 29. September eine interdisziplinäre Fachtagung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit dem Fokus auf Medienkompetenzförderung aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen. Dort stellt Verena Weigand, stv. Vorstandsvorsitzende der Stiftung Medienpädagogik Bayern, den Medienführerschein Bayern und das Medienpädagogische Referentennetzwerk vor. In einem Workshop wird dort der Flimmo, die Programmberatung für Eltern, vorgestellt. Weitere Aktionsschwerpunkte werden in Hof, Augsburg und München liegen. So finden am 30. September sechs Elternabende des Referentennetzwerks an Grundschulen, Mittelschulen und Gymnasien in und um Hof statt. Am 1. Oktober ist die BLM mit einem Stand auf der Oberfranken-Ausstellung 2014 in Hof vertreten und informiert unter dem Motto „total digital“ über die Themen Internet, Radio, Fernsehen und Medienkompetenz.  Einen Tag später, am 1. Oktober, geht es bei den 12. Augsburger Mediengesprächen um die Folgen von „Big Data“ und die Frage: „Wie verändern die Daten unser Leben?“

Da Medienkompetenz und Jugendschutz zwei Seiten einer Medaille sind, wird es am 30. September auch noch eine Münchner Jugendschutzrunde zu Fragen des Jugendmedienschutzes und der präventiven Elternarbeit geben. Wie wichtig es ist, die Eltern und Schulen mit ins Boot zu nehmen, zeigt übrigens die gute Resonanz auf den Medienführerschein Bayern und die Elternabende zur Medienerziehung. Noch dieses Jahr wird voraussichtlich die 100.000 Medienführerscheinurkunde verliehen und die Zahl der Elternabende zur Medienerziehung wird auch demnächst die 500er-Marke übersteigen.

Weitere Informationen und das Programm der Medienkompetenztage Bayern unter:
www.stmwi.bayern.de

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