Di
11.07

Mach-Dein-Radio ist eine Chance für Radiomacher!

von Julia Witte unter Radio

Wie kann man Radiomachen lernen? Unsere Blogautorin Julia Witte von Radio Regenbogen gab einen Mach-Dein-Radio Workshop für BürgerInnen in Rosenheim und berichtet über die Ideen und Befürchtungen der TeilnehmerInnen. Was bleibt, ist ein Redaktions-Stammtisch, eine begeisterte Gruppe und eine Radiomacherin, die selbst Neues lernt.

Habt ihr Lust, einen Workshop für Bürger in Rosenheim zu geben und ihnen beizubringen, wie sie eigene Radiobeiträge machen können? Als diese Anfrage der BLM von Mach-Dein-Radio uns bei Radio Regenbogen erreichte, mussten wir nicht lange von der Idee überzeugt werden, sondern haben uns gefreut, mit der BLM und interessierten Bürgern zusammenzuarbeiten.

Ein wenig Erfahrung hatte ich vorher in diesem Bereich schon sammeln dürfen: Mit SchülerInnen, StudentInnen und BewohnerInnen einer Einrichtung für Behinderte zum Beispiel.

Mach-Dein-Radio in Rosenheim – Ein Erfahrungsbericht von Julia Witte

Mach-Dein-Radio Rosenheim

Mach-Dein-Radio Rosenheim, Die Teilnehmer beim letzten Termin / Quelle: BLM

Aber ein Workshop für Radio-Laien bringt natürlich noch mal andere Hürden mit sich: Würden wir genug Interessenten finden, die bereit wären, drei Samstage im Frühjahr und Sommer zu opfern? Am Ende haben wir tatsächlich eine stattliche Gruppe von rund zwölf Leuten zusammen bekommen, die lernen wollten, wie sie ihre erste eigene Radiosendung gestalten können (und das, obwohl in Rosenheim am Wochenende immer Badeseen und Berge locken).

Als ich dann die Teilnehmerliste gesehen habe, war ich am Anfang zugegebenermaßen ein wenig skeptisch: Menschen mit völlig unterschiedlichen Interessen, von der Schülerin bis zum Rentner, sicher auch mit unterschiedlichen Vorerfahrungen, sollten da zusammenkommen.

Befürchtungen haben sich schnell zerschlagen

Zum ersten Termin erschienen tatsächlich völlig unterschiedliche Menschen. Die aber alle eins gemeinsam hatten – nämlich, dass sie hochmotiviert waren und unbedingt mehr über das Radiomachen erfahren wollten.

Ohne ein bisschen Theorie geht es natürlich nicht, deshalb haben wir bei unserem ersten von drei Treffen die Grundbegriffe des „Radionesischen“ gelernt: Was ist Atmo, was ist ein Earcatcher, was ist ein O-Ton – und wofür brauche ich sowas?

Dann wurde es gleich schon etwas konkreter: Wie baue ich ein gutes Interview auf? Ich habe versucht, alles möglichst anschaulich zu gestalten und dafür auch mal in der eigenen „Sünden-Kiste“ gekramt. In die habe ich zum Beispiel die Rohversion von dem Interview verdammt, bei dem mitten in einer guten Antwort zu einem sehr ernsten Thema neben meiner Interviewpartnerin in einer irren Lautstärke ein Motorroller startet. In diesem Krach ging die Antwort völlig verloren und wir mussten noch mal neu anfangen. Also: Besser immer gleich einen ruhigen Ort suchen, an dem man sein Interview ungestört führen kann.

Mach-Dein-Radio

Es werden fleißig Ideen gesammelt und ausgetauscht / Quelle: BLM

Das Gelernte durften die TeilnehmerInnen auch gleich selber in die Tat umsetzen und sich gegenseitig interviewen

Als „Hausaufgabe“ nach dem ersten Termin sollte jeder überlegen, zu welchem Thema er gerne mal eine Sendung machen würde. Die einzigen Spielregeln waren: Das ganze muss lokal umsetzbar sein und soll keine „Nabelschau“ sein (also nicht: ich vom Verein XY berichte über unseren tollen Verein und interviewe dazu jetzt meinen Papa, der der Vorsitzende ist).

Die erste Übung unter „echten“ Bedingungen fand beim zweiten Workshop-Treffen statt: Eine Straßenumfrage zum eigenen Thema machen. Das war für die Meisten erstmal eine Herausforderung: „Ich kann doch nicht einfach irgendwelche Leute auf der Straße ansprechen!“ Hinterher waren sich aber alle einig, dass es gar nicht sooo schlimm war.

Zwischendurch wurde bei unseren Treffen viel diskutiert – über die Sendungsthemen, die die TeilnehmerInnen vorgeschlagen haben, aber auch über das Radio-“Handwerk“. Darf ich Interviewpartner unterbrechen? (Ja, aber möglichst elegant.) Soll ich meine Fragen vorher dem Interviewpartner schicken? (Nein, aber natürlich dem Gesprächspartner verraten, worum es gehen wird und ein Vorgespräch führen.) Besonders großes Interesse gab es zum Beispiel an dem Thema Medienethik. Wir haben zusammen Stellen aus dem Pressekodex gelesen und lange darüber gesprochen, was Presse darf und was sie für die Gesellschaft leisten soll.

Eine tolle Gruppendynamik mit einer großen Begeisterung, so soll Radio sein

Zwischen dem zweiten und dritten Termin hatten wir das Glück, dass zufällig Veranstaltungen stattgefunden haben, die gut zu den Themenwünschen der TeilnehmerInnen gepasst haben. Deshalb konnten drei unserer frisch gebackenen BürgerreporterInnen losziehen und haben mit Unterstützung von Radio Regenbogen Beiträge gemacht zu einem Konzert eines jungen Ensembles, das Werke zeitgenössischer Komponisten spielt, über das Jubiläum des Rosenheimer Stadtteiles Happing und zum Thema „Abschiebungen nach Afghanistan?“.

Mach-Dein-Radio

Ein volles Programm und viele Übungen bei Mach-Dein-Radio Rosenheim

Letztes Wochenende haben wir uns schließlich zum letzten Workshop-Termin getroffen. Im Laufe der Zeit hat sich eine tolle Gruppendynamik entwickelt. Ich habe mich oft an meine eigenen ersten Radioerfahrungen beim Uniradio erinnert gefühlt: Diese Spannung und Euphorie, wenn zum ersten Mal das eigene Werk über den Äther geht. Es ist eine schöne Erfahrung, dass Radio immer noch die gleiche Begeisterung auslösen kann („Bin ich dann wirklich so richtig im Radio?“)! Außerdem bin ich beeindruckt, was für spannende, kreative Sendungskonzepte entstanden sind.

Bürgerradio in Rosenheim – To be continued!

Ich bin überzeugt: Bürgerradio ist eine Chance für uns Radiomacher, einen neuen Pool an Wissen und Ideen zu gewinnen!

Am Ende haben wir sogar einen Redaktions-Stammtisch gegründet. Wir wollen uns jetzt immer einmal im Monat treffen, um neue Themenideen zu sammeln oder uns auszutauschen über schon gelaufene Sendungen. Bürgerradio in Rosenheim – To be continued!

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich noch einmal beim Bildungswerk Rosenheim, das uns tolle Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung gestellt hat, und natürlich bei Radio Regenbogen Rosenheim und bei der BLM für die Zusammenarbeit!

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