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15.07

20 Jahre afk: ein Netzwerk für den Mediennachwuchs

von Bettina Pregel unter Radio TV

Radio- und Fernseherfahrung ohne Quotendruck sammeln: Diese Chance bieten die drei Aus- und Fortbildungskanäle in Bayern, die auf Initiative der Bayerischen Landezentrale für neue Medien vor 20 Jahren an den Start gingen. Heute wird das Jubiläum gefeiert – mit vielen bekannten Gesichtern, die einst bei M94,5 und afk max sowie bei afk.tv ihre ersten Schritte in die Medienwelt wagten. Die drei Kernziele – Orientierung zu bieten, durch Praxis zu lernen und Medienkompetenz zu vermitteln – sind heute durch ein weiteres ergänzt worden: Im digitalen Journalismus muss auch die Crossmedia-Produktion beherrscht werden.

Plattform für die Medienmacher von morgen

Eigene Sende- und Produktionsstudios, dazu eine professionelle Anleitung und Raum zum Ausprobieren ohne Quotendruck. Unter solchen Bedingungen lässt sich nicht nur das Handwerk für den klassischen und digitalen Journalismus vermitteln, sondern auch der Mut, mit neuen Programmformaten zu experimentieren:  zum Beispiel Grundbausteine für die erfolgreiche Mediensatire „Walulis sieht fern“, für die der ehemalige AFK-ler Philipp Walulis und Tele 5 den Grimme-Preis bekommen haben.

afk tv - das alte Studio

So sah es mal bei afk tv aus. Mittlerweile haben die Ausbildungskanäle einen modernen Auftritt on air und online. Fotos: afk GmbH

Wie ihm die Ausbildungskanäle den Weg in die Medienwelt geebnet haben, schildert er so: „Im geschützten Biotop von M 94.5 bot sich mir die Möglichkeit, bekannte Konzepte umzusetzen, daraus zu lernen und so neue Ideen zu entwickeln und auszuprobieren. Das Unterhaltungsressort war ideal dazu. Dann folgte der Schritt vom Radio zum Bewegtbild.“

„Ähnlich wie M94.5 vermittelte afk tv mir das nötige Grundwissen“, so Walulis weiter. „Hinzu kam die Erkenntnis, dass Fernsehproduktionen wesentlich aufwändiger sind. Was mich und einige ehemalige M94.5-Kollegen aber nicht davon abhielt, bei afk tv ein eigenes Sendungskonzept auszuprobieren. Elemente daraus bilden bis heute den Grundstein für die Mediensatire ‚Walulis sieht fern‘.“

 20 Jahre afk: keine Pleiten, kleine Pannen und großer Erfolg

afk-FamilieZum Sendestart der beiden Radiosender M 94.5 und afk max sowie dem Fernsehprogramm afk tv im Jahr 1996 ahnte vermutlich kaum jemand der Gesellschafter und der unterstützenden Förderinstitutionen aus Bayern, wie erfolgreich sich das Netzwerk für den Mediennachwuchs etablieren wird. Ehemalige Mitarbeiter/innen der afk-Kanäle finden sich heute bundesweit in kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Medienhäusern.

Knapp 4.000 Redaktionsmitglieder haben in den 20 Jahren in allen drei Ausbildungskanälen in München und Nürnberg praktische Erfahrungen für ihren späteren Berufsweg gesammelt, und zwar unter realistischen Produktionsbedingungen: vom redaktionellen Tagesgeschäft bis zum Live-Betrieb.

Da kann es auch schon mal passieren, dass eine Sendung ausfällt, wie M 94.5-Programmleiter Wolfgang Sabisch erzählt: Im Vergleich zu den während Bauarbeiten durchtrennten Internet- und Telefonkabeln sei der Ausfall einer Ausgabe der Jugendsendung „Störfunk“ leichter verkraftbar gewesen: „Dem betreffenden Moderator hatten seine Erziehungsberechtigten „Hausarrest“ erteilt. Und ohne Moderator keine Sendung.“

„In die digitale Medienwelt hineinwachsen“

afk tv

Ein BLM-Hörfunkpreis für afk max: Es ist nicht der einzige in der afk-Familie geblieben.

Und was ist das Spannendste an der Arbeit mit den afk-Redaktionen?  „Immer die richtige Mischung zu finden zwischen Strenge und Laissez-faire, zwischen fordern und fördern“, findet Sabisch.

Sein Kollege Achim Kasch, Programmleiter des Nürnberger Radiosenders afk max, ergänzt: „Das Spannendste ist, den jungen Leuten bei ihrer Entwicklung zuzusehen bzw. zuzuhören: Wie sie unter unserer Anleitung in die Technik, die Redaktion und in die digitale multimediale Medienwelt hineinwachsen und lernen, sie immer souveräner mit eigenen Inhalten zu füllen.“

Fernsehkollege Klaus Kranewitter, Programmleiter von afk tv in München, sieht die Ausbildungskanäle auch als Ort, an dem die eigenen Talente entdeckt werden können: „Um herauszufinden, welches Talent in einem steckt, hilft nur eins: ausprobieren! Ob als Moderator, Reporter, an der Kamera, im Schnitt oder Social-Media-Bereich … Dafür bietet der afk die besten Möglichkeiten, weil man hier ab dem ersten Tag sofort loslegt mit praktischem Arbeiten. Da ist Kreativität gefragt. Für die eigenen Ideen und wie gut man sich in der jeweiligen Rolle schlägt, erhält man hier direkt reales Feedback.“

Lernen durch Ausprobieren

Das Hineinwachsen in die digitale, multimediale Medienwelt wird in allen Aus- und Fortbildungskanälen durch die medienübergreifende Content-Nutzung garantiert. Eine täglich aktualisierte Homepage und viel Traffic über Social Media-Profile sind zur Selbstverständlichkeit geworden, genauso wie das Ausprobieren neuer journalistischer Tools. So erwerben die jungen Redaktionsmitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in der Mehrzahl Studenten, die Schnittstellen-Kompetenz, zu entscheiden, wann welcher Kanal zum Einsatz kommt.

Dieses crossmediale Training findet BLM-Präsident Siegfried Schneider angesichts der rasanten Entwicklung in der digitalen Medienwelt enorm wichtig. Erstes Ziel der Ausbildungskanäle sei das „Lernen durch Ausprobieren“, betonte er in einem Interview mit afk tv auf den Medientagen München 2014.

 

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„Labor für junge Radiotalente“

Wie erfolgreich dieses Ausprobieren sein kann, zeigt der Weg vieler ehemaliger afk-Mitarbeiter in größere Medienhäuser. Häufig on air zu hören oder zu sehen sind außer Grimme-Preisträger Philipp Walulis zum Beispiel der Kabarettist Claus von Wagner, Jochen Breyer im ZDF-Sportstudio, Torsten Teichmann aus Tel Aviv für die ARD, Lisa Heckl bei Sky, Jan Herold bei Radio Charivari oder Jens Kober bei Energy München.

Münchner Ausbildungsradio M94.5

Labor für Radiotalente: der afk-Kanal M 94.5.

Auch Antenne Bayern ist schon zur Heimat für einige „AFKler“ geworden: „Für den privaten Rundfunk in Bayern ist der afk das Labor für junge Radiotalente. Hier hat der Nachwuchs die Chance sich unter professioneller Anleitung auszuprobieren und das Radiomachen mit allen Details im Live-Betrieb zu erlernen“, betont Karlheinz Hörhammer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Antenne Bayern.

Das landesweite Hörfunkprogramm gehört wie rund 15 andere private Radio- und TV-Sender (regional und bundesweit) sowie der BR zu den Gesellschaftern der afk GmbH, deren Mehrheitsanteile  die BLM hält (derzeit 62%). In den gemeinnützigen Anbietervereinen, von denen die drei Ausbildungskanäle getragen werden, kooperieren Ausbildungsinstitutionen, Medienunternehmen und medienpädagogische Einrichtungen aus dem bayerischen Raum, um die journalistischen Talente zu fördern. Dazu kommen unterstützende Partner. Das Dach bildet die afk GmbH, deren Geschäftsführer BLM-Programmbereichsleiter Heinz Heim ist.

Realbedingungen und Zukunftsmusik

afk-Team vor 15 Jahren

Der ehemalige BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring mit der afk tv-Redaktion in den ersten Jahren.

Ein Konzept, das aufgeht, wie es der ehemalige BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring schon zum 10-jährigen Jubiläum den afk-Kanälen attestierte: „Das Konzept, Ausbildung und Praxis zu verbinden, hat sich voll und ganz bewährt. Es bietet den angehenden Hörfunk- und Fernsehjournalisten ein zuverlässiges Fundament an branchenspezifischen Kenntnissen und lässt sie Schlüsselerfahrungen sammeln.“

Auf Sendung zu sein und ein Liveprogramm zu produzieren, sind eben echte Herausforderungen. Und dann auch noch in München und Nürnberg über UKW, Kabel, Satellit und sogar T-Entertain gehört und gesehen werden zu können, erhöht den Reiz der Redaktionsarbeit.

Sogar Schüler/innen haben in Jugendsendungen wie „Störfunk“ oder „Matz-TV“ bereits die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Damit übernehmen die Aus- und Fortbildungssender auch die Funktion der Medienkompetenz-Vermittlung.

Das afk lab: Testlabor und Zukunftsschmiede

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Zukunftsorientiert: Staatssekretär Franz-Josef Pschierer, BLM-Präsident Schneider und afk-tv Programmleiter Klaus Kranewitter 2014 beim Rundgang durch die neuen Räume.

Innovativ und zukunftsorientiert wollen die Radiostationen und der TV-Sender unter dem akf-Dach arbeiten. Da die Verknüpfung verschiedener Medien technisch in nahezu jeder Form möglich geworden ist, scheinen nur noch crossmediale Kampagnen eine durchgängige Botschaft an die junge Crowd vor TV, Radio, Smartphone und Tablet senden zu können.

Um sinnvoll crossmedial arbeiten zu können, sind die beiden Münchner Aus- und Fortbildungsprogramme Radio afk M94.5 und afk tv 2014 in gemeinsame Büro-, Sende- und Produktionsräume im Medien-Businesspark „Media Works Munich“ umgezogen. Seit einem Jahr gibt es auch ein Crossmedia-Volontariat bei M94.5 und afk tv.

Die Eröffnungsveranstaltung zur Einweihung der neuen Räume und des Testlabors afk lab zeigte bereits vor zwei Jahren, wie zukunftsorientiert die afk-Kanäle arbeiten. Im Lab werden digitale journalistische Darstellungsformen geübt sowie Hard- und Software getestet. „Crossmedial und abgestimmt auf die Bedürfnisse der Nutzer“: Diese Art von Journalismus solle künftig vermittelt werden, betonte BLM-Präsident Schneider bei der Eröffnung: „Die Besonderheit des afk ist, dass er das bietet, wofür in den meisten Redaktionen weder Zeit noch Geld vorhanden ist: ausprobieren, scheitern, weitermachen!“

Viel ausprobiert haben die AFK-ler auch für die heutige Jubiläumsfeier #afk20. Los geht’s  ab 16 Uhr im TV-Studio mit der Show „20 Jahre afk“, die live auf münchen.tv und als Livestream auf dem Facebook-Profil von afk tv übertragen wird. Nach einem Chill & Grill  in den Räumen in der Rosenheimer Straße 145 geht es ab 20 Uhr in den Münchner Kammerspielen mit einem Konzert weiter: Mit dabei sind Die Sterne, Drangsal und Kytes & Monday Tramps.

Weitere Infos: afk max; M94,5; afk tv; afk GmbH.

 

 

 

 

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